Die Zahl der Hungernden wächst
Vermögen der Milliardäre steigt immer schneller
Die Privatjets der Reichen und Mächtigen sind in Davos gelandet. Während sie in den luxuriösen Hallen des Weltwirtschaftsforums zusammenkommen, klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Laut einer aktuellen Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam gibt es weltweit inzwischen 2.769 Milliardärinnen und Milliardäre ‒ allein im vergangenen Jahr kamen 204 hinzu. Gleichzeitig stagniere die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank leben und die Zahl Hungernder steige.
Das Vermögen der Superreichen wächst immer schneller, wie aus dem Oxfam-Bericht hervorgeht, den die Organisation zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlichte. Das Vermögen eines Milliardärs vergrößerte sich im vergangenen Jahr im Schnitt um zwei Millionen US-Dollar pro Tag. Die reichsten zehn Milliardäre wurden sogar um durchschnittlich 100 Millionen Dollar pro Tag reicher. Selbst wenn sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie Milliardäre, erklärte Oxfam.
3,6 Milliarden Menschen unter der Armutsgrenze
Die Welt könnte innerhalb eines Jahrzehnts bereits fünf Dollar-Billionäre haben, schließt Oxfam. Im vergangenen Jahr sei das Vermögen der Milliardäre dreimal stärker gewachsen als noch im Vorjahr ‒ von 13 auf 15 Billionen Dollar. »Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt und zum Beispiel Deutschland die Unterstützung einkommensschwacher Länder sogar kürzt«, kritisiert Serap Altinisik, Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland.
Im Gegensatz dazu haben 733 Millionen Menschen nicht genug zum Essen - etwa 152 Millionen Menschen mehr als 2019. Die Zahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, liegt laut Oxfam bei fast 3,6 Milliarden.
Deutschland hat laut dem Oxfam-Bericht die viertmeisten Milliardäre weltweit. Ihre Zahl stieg im vergangenen Jahr um neun auf 130. Ihr Gesamtvermögen liege inzwischen bei 625,4 Milliarden US-Dollar. Deutsche Milliardäre profitieren zudem überdurchschnittlich von Erbschaften, errechnete Oxfam. Während weltweit 36 Prozent des Vermögens von Milliardären aus Erbschaften stammt, sind es in der Bundesrepublik Deutschland sogar 71 Prozent.
Daten des aktuellen UBS-Weltvermögensberichts zeigen laut Angaben des Instituts eine rückläufige relative Ungleichheit der Nettovermögen zwischen 2008 und 2023. So sei der Gini-Koeffizient in Deutschland von 0,72 auf 0,68 gesunken. Der Gini-Koeffizient mißt die Ungleichheit ‒ etwa bei den Einkommen oder Vermögen ‒ in einer Gesellschaft. Dabei bedeutet 0 vollständige Gleichheit und 1 maximale Ungleichheit.
Warnung vor politischer Macht der Milliardäre
Sorgen bereitet Oxfam jedoch auch, daß sich die Wirtschaftsmacht der Milliardäre deutlich sichtbar auch in politischer Macht niederschlägt. Die Ungleichheit habe Folgen für die Demokratie, warnte Oxfam Deutschland. »Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht.« Das sei auch bei der Unterstützung des neuen USA-Präsidenten Donald Trump durch den reichsten Menschen der Welt, Elon Musk, zu sehen. Auch Trump ist nach Milliardär, sein Vermögen wird auf etwa 4,5 Milliarden Dollar geschätzt.
Laut einer Studie der gemeinnützigen Initiative LobbyControl verfügen besonders die großen Tech-Konzerne der USA für die Durchsetzung ihrer Interessen über ein breites Lobbynetzwerk auch in Europa. Mit 33 Millionen Euro führen Google, Amazon, Meta, Microsoft und Apple die Liste der Unternehmen nach Lobbyausgaben in Europa an. »Diese immense Lobbymacht, gepaart mit großer Markt- und Monopolmacht, und der damit wachsende Einfluß auf die Politik sind mit demokratischen Prinzipien nicht vereinbar«, heißt es in der Studie.
Globaler Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht – das zeigt sich bei der Amtseinführung von USA-Präsident Donald Trump. Ein »milliardenschwerer Präsident« wird unterstützt vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk. Unter Trumps Gästen und auf den Ehrenplätzen waren gleich mehrere Multi-Milliardäre, die auch zu den zehn reichsten Menschen der Welt gehören. Besonders prominent platziert war bei der Amtseinführung Elon Musk, der laut der Milliardärsliste des Finanzdienstes Bloomberg aktuell auf ein Nettovermögen von 449 Milliarden US-Dollar kommt.
In der Reihe mit Musk standen aber auch Amazon-Gründer Jeff Bezos, laut Bloomberg aktuell zweitreichster Mensch mit einem Vermögen von 245 Milliarden Dollar, sowie der weltweit drittreichste Milliardär Mark Zuckerberg (217 Mrd Dollar), Gründer und Vorstandschef der Facebook-Mutter Meta. Zu den Gästen gehörte zudem Google-Gründer Sergey Brin, mit einem Vermögen von 163 Milliarden US-Dollar aktuell auf Platz 7 der globalen Bloomberg-Liste.
Musk sorgt für Eklat
Tech-Milliardär Elon Musk hat bei einer Veranstaltung zur Amtseinführung von USA-Präsident Donald Trump mit einer Geste für Aufsehen gesorgt, die als Hitlergruß interpretiert werden kann.
Musk war einer der Redner auf der Bühne vor dem Eintreffen von Trump in der Washingtoner Capital One Arena. Er bedankte sich bei den Anhängern des neuen Präsidenten, hielt dann seine rechte Hand an sein Herz – und streckte sie in einer schnellen Bewegung nach oben raus. Danach wiederholte er die Geste noch einmal in eine andere Richtung. »Mein Herz fliegt Euch zu«, sagte er danach.
Viele Nutzer auf Musks Online-Plattform X merkten an, daß die Geste an einen Hitlergruß erinnere. Der Nachrichtensender CNN wiederholte die Szene in seinem Programm mehrfach. Die Zuschauer seien selbst klug genug, sich eine Meinung dazu zu bilden, sagte eine Moderatorin.
Von Musk gab es zunächst keine Erklärung zu der Geste. Bei seinem Auftritt sagte er, durch Trumps Wahl sei »die Zukunft der Zivilisation gesichert« worden. Die ganze Menschheit sei an einer Weggabelung gewesen. Zuvor hatte Musk von der »Rückkehr des Königs« geschwärmt.
Foto Obdachlosigkeit in Frankfurt am Main 02.01.2025
Beschämende Armut: Ein Obdachloser bei Regenwetter unter einem Schirm und einer Holzbank niedergelassen im Bankenviertel von Frankfurt am Main (Foto: Arne Dedert/dpa)