Luxemburg02. Dezember 2023

Statec-Konjunkturnote:

Es kriselt ordentlich

Die Zahlen für die ersten 9 Monate des Jahres liegen vor, und die Industrieproduktion hat ein Minus in jedem Monat zu verzeichnen mit einem Maximum bei -10,3% im September. Am Bau gibt es drei Monate mit einem Plus und sechs Monate mit einem Minus entsprechend den Zufällen, wann Projekte fertiggestellt wurden, aber nur miese Zukunftsaussichten. Der Einzelhandel (ohne Sprit und Versandhandel) bringt nur im Juni ein Plus zustande, alle anderen Monate sind im Minus. Die antirussischen Sanktionen wirken…

Der im Bauwesen fertiggestellte Bruttowert zum 1.9.2023 ist um 6 Prozent zurückgegangen, im EU-Durchschnitt ist er um 0,4 Prozent gestiegen, wobei zu bemerken ist, daß erstmals Luxemburg überall schlechter abschneidet als der EU-Durchschnitt, während die Regel bisher ein wesentlich besseres Resultat war. Der Rückgang ist nicht in allen Bereichen gleich, denn bei Gebäuden sind es -12 Prozent im Tiefbau und bei der Baufertigstellung sind es -2,5 Prozent.

Da die Zahl neuer Projekte im Anschluß an fertiggestellte sehr stark zurückgeht, ist es kein Wunder zu lesen, daß von August 2022 zu August 2023 die Beschäftigtenzahl im Hochbau um 6 Prozent zurückging. An anderer Stelle, wo der Statec Unternehmensklagen über Rekrutierungsprobleme rapportiert, wird dann mitgeteilt, vom 4. Trimester 2022 bis einschließlich 3. Trimester 2023 seien 1.000 Arbeitsplätze abgebaut worden. Sollten die Klagen nicht für die Galerie sein, sind die Betriebe zu fragen, warum sie ihr Personal nicht umgeschult haben für ihre Bedürfnisse anstatt es auf dem Arbeitsamt abzuladen.

Ähnliches ist die Industrie zu fragen, nachdem aus dem Bereich dieselben Klagen kommen, obwohl ebenfalls in den ersten Trimestern 2023 dort 500 Leute abgebaut wurden. Gehen die wirklich davon aus, jede Umschulung müsse auf Staatskosten von der Adem erledigt werden, die gefälligst zu riechen hat, was wann nachgefragt wird vom werten Kapital?

Immerhin verharren die Rohstoffpreise nicht mehr auf dem Höchstniveau nach Einsetzen der Sanktionitis (und nein, wertes Statistikamt, das war nicht die Folge einer wie auch immer gearteten Invasion, das war die Folge der Sanktionen, mit denen sich die EU auf Befehl der USA von allen russischen Lieferungen abgeschnitten hat). Allerdings stiegen die Energiepreise mit dem Erdöl-Barrelrpeis von Juni bis September, um danach wieder zu sinken während die für Gas kontinuierlich seit Mai stiegen.

Die Lebensmittelpreise sind nur leicht zurückgegangen wobei ganz besonders der Zuckerpreis sich auf hohem Niveau stabilisiert hat.

Schlechte Aussichten

Die Zahl der Kaufverträge für Häuser und Wohnungen ist im ersten Halbjahr 2023 nahezu halbiert worden, für noch zu bauende Wohnungen liegt der Rückgang gar bei 70%. Das hat mit den Zinserhöhungen zu tun, die Kredite für immer mehr Haushalte unerreichbar gemacht haben. Im Durchschnitt stiegen die Zinsen bis September im Festsatz für 10 Jahre um 2,2 Prozent auf 3,8 Prozent, während variable Zinssätze um 3,3 Prozent binnen Jahresfrist auf bereits 4,8 Prozent stiegen. Der Durchschnitt für alle zuvor angelaufenen Kredite ist um 1,2% auf 2,8% gestiegen, wobei sich das ergibt aus den Krediten mit und ohne Fixzinssatz.

Zur Verdeutlichung, was eine Zinserhöhung von nur einem Prozent für den zur Rückzahlung Verpflichteten bedeutet, möge dieses Beispiel dienen. Bei einer aushaftenden Kreditsumme von 800.000 Euro macht 1 Prozent (8.000 Euro) im Jahr, was eine Erhöhung der Monatsrate um 666 € bringt. Bei 3,3 Prozent steigt die Zusatzbelastung auf 2.200 Euro im Monat. Das tut weh.

Von 2.400 Millionen erteilten Krediten für den Wohnungskauf im 2. Trimester 2022, was schon über 300 Mio. weniger waren als im 1. Trimester 2021, fiel die Zuteilung im 3. Trimester 2023 auf 1.200 Mio. Das ist zwar nicht nichts, aber die Aussicht auf eine Halbierung der Bautätigkeit in nächster Zeit ist damit verbunden trotz der deutlichen Wohnungsnot, die im Land herrscht. Das bedeutet enorme Profitaussichten für die großen Vermieter!

Um einen Hypothekarkredit zu kriegen muß nicht nur das Einkommen des Haushalts stimmen, es wird mittlerweile auch ein höheres Eigenkapital verlangt als noch vor wenigen Monaten. Das dürfte die Ursache sein fürs Ansteigen der Beträge im Terminsparen ums fünffache seit Juli 2022, während es im EU-Durchschnitt nur den zweieinhalbfachen Zuwachs gab. Der Durchschnittszinssatz dafür lag in Luxemburg im September bei 3,3%, was nur noch in Belgien mit 3,4% übetroffen wurde, während der EU-Durchschnitt bei 2,3% Verzinsung lag.

Positives weiß der Statec aus keiner Branche zu berichten. Die Hotelübernachtungen stagnierten 2023, obwohl es eine Steigerung in den beiden ersten Trimestern gab. Das wurde aber durch einen Rückgang im dritten Trimester aufgefressen. Besonders schlecht lief es im Camping mit einem Minus von 7,3 Prozent im dritten Trimester, wobei die Holländer noch stärker wegblieben mit -12 Prozent übers ganze Jahr. Die Zahl der Übernachtungen pro Person ging zurück, weil 5,7 Prozent mehr sich in den ersten 9 Monaten einmieteten.

Batterie-Elektrische Vehikel (BEV) sind weiterhin kein Renner, was logisch ist, da sie sich nicht für alle Mobilitätsbedürfnisse, die ein Haushalt so hat, eignen. Bei Neuimmatrikulationen von Haushalten sind es aktuell nur 15 Prozent BEV, bei Betrieben und Leasingfirmen 29 Prozent Insgesamt gibt es 5 Prozent BEV im Gesamtfuhrpark und 3 Prozent aufladbare Hybrid-Vehikel. Das ist angesichts der laufenden Propaganda dafür als krachendes Scheitern zu sehen.