Indonesien: Viele Kinder und Jugendliche unter den Toten
Unter den mindestens 133 Toten bei der Massenpanik in einem Fußballstadion in Indonesien sind den Behörden zufolge mindestens 37 Kinder und Jugendliche. Das bisher jüngste identifizierte Opfer sei ein drei Jahre altes Kleinkind, sagte ein Sprecher des Ministeriums für Frauenförderung und Kinderschutz am Dienstag. Zudem waren bei der Tragödie im Kanjuruhan-Stadion in der Stadt Malang mindestens 91 Männer und 42 Frauen ums Leben gekommen.
Nach dem Erstligaspiel zwischen Arema FC und Persebaya FC in der Provinz Ost-Java waren am Wochenende Tausende Fans auf das Spielfeld gestürmt, nachdem ihr Verein, der Arema FC, das Spiel gegen den Erzrivalen Persebaya Surabaya 2:3 verloren hatte – die erste Heimniederlage seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die Polizei setzte massiv Tränengas ein und drängte die Menschen mit Schlagstöcken zurück auf die Ränge. Es kam zu einer Massenpanik, für viele gab es kein Entkommen. Die meisten Opfer starben an Sauerstoffmangel oder wurden zu Tode getrampelt. Hunderte Zuschauer wurden verletzt. Es ist eine der schlimmsten Stadionkatastrophen in der Geschichte des Fußballs.
Nach der Tragödie berichtete der Trainer von Arema Malang von schockierenden Bildern in der Kabine. »Als ich in die Umkleidekabine zurückkehrte, herrschte bereits Chaos«, sagte Javier Roca, ein ehemaliger Fußballprofi aus Chile, laut einem Bericht der »New York Times«. Viele Menschen hätten Atembeschwerden gehabt. Ein Fan sei in den Armen eines Spielers gestorben. »Die Spieler sind am Boden zerstört«, klagte Roca. »Sie haben den ersten Todesfall in der Umkleidekabine miterlebt. Dann den zweiten, den dritten, den vierten.« Einige der Opfer, die sie gesehen hätten, seien Kinder gewesen, die nicht atmen konnten.
Er selbst habe erst nach der Pressekonferenz gemerkt, daß etwas nicht stimmte, als sich seine Augen und sein Hals wund anfühlten, was auf das Tränengas zurückzuführen war. Erst in der Kabine habe er dann gesehen, daß schwerverletzte Fans dort zur Behandlung hingebracht worden seien, wo Spieler versucht hätten, ihnen zu helfen.
Als erste personelle Konsequenz war am Montag der Polizeichef von Malang, Ferli Hidayat, von seinem Amt entbunden worden. Neun weitere Beamte wurden suspendiert, gegen mindestens 28 Polizisten werde wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Berufsethos ermittelt, teilte der nationale Polizeisprecher Dedi Prasetyo mit. Die Regierung setzte zudem ein unabhängiges Expertenteam zur Klärung der Hintergründe ein. Dieses soll untersuchen, warum die Polizei auf dem mit Menschen überfüllten Platz überhaupt Tränengas eingesetzt hat. Dies ist nach den Regeln des Weltverbands FIFA in Stadien verboten.