Zehntausende ehrten Rosa und Karl
Traditionelles Gedenken an die im Januar 1919 ermordeten Kommunisten
Auch 91 Jahre nach ihrer Ermordung sind die beiden KPD-Gründer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht nicht vergessen. Zehntausende Menschen aus ganz Europa zogen am Sonntag bei Eis und Schnee zur Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde, um der beiden Arbeiterführer zu gedenken. An der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde legten sie rote Nelken und Kränze für die beiden Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands nieder. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren am 15. Januar 1919 mit Billigung der SPD von rechten Freikorpssoldaten erschossen worden.
Zu der Veranstaltung kamen bis zu 40.000 Menschen zum Friedhof. Am Sonntagvormittag zogen außerdem Tausende bei klirrender Kälte vom Frankfurter Tor zur Gedenkstätte der Sozialisten. Die traditionelle »Luxemburg-Liebknecht-Demonstration«, an der sich zahlreiche linke Gruppen und Parteien beteiligten, stand in diesem Jahr unter dem Motto: »Nichts und niemand ist vergessen – Aufstehen und widersetzen«.
Die Polizei sprach später von 3.000, die Veranstalter von 10.000 Teilnehmern. »Viele der Demonstranten sind bis zu 15 Stunden gefahren, um an der Demo teilzunehmen: Sie kommen aus Tschechien, Norwegen und Italien«, freute sich ein Teilnehmer. Durch ein Megafon klang immer wieder die Frage »What Solution?« und Sprechchöre antworteten »Revolution!«
Die Organisatoren waren aufgrund des Schneechaos mit der Beteiligung, die etwas geringer ausfiel als im letzten Jahr, zufrieden. Das Tief »Dai-sy« hatte unter anderem den Autobahnverkehr in wei- ten Teilen Norddeutschlands lahmgelegt und Busse aus mehreren Städten an der Weiterfahrt nach Berlin gehindert.
Inhaltliche Schwerpunkte waren der Kampf gegen die Abwälzung der Krisenfolgen auf die Lohnabhängigen und die deutsche Beteiligung am Krieg in Afghanistan, sowie die Solidarität mit dem afro-amerikanischen Journalisten Mumia Abu Jamal, der seit 28 Jahren in den USA in der Todeszelle sitzt, und seinen Leidensgenossen in aller Welt. Redebeiträge antifaschistischer Gruppen richteten sich gegen die verschärfte Kriminalisierung linker Aktivisten in der BRD und gegen Stimmungsmache in den Medien, die darauf abziele, die Bündnisarbeit verschiedener Strömungen unmöglich zu machen.
Den Aufruf zur traditionellen »LL-Demo« hatten zahlreiche linke, antifaschistische und marxistische Gruppen und Parteien aus ganz Europa unterstützt. Neben der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), der Jugendorganisation SDAJ und zahlreichen Gliederungen der Linkspartei, des parteinahen Jugendverbands Linksjugend [’solid] und des Studierendenverbands Die Linke.SDS waren vor allem türkische und kurdische linke Gruppen gut sichtbar vertreten.
Auch die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war mit von der Partie. Eingehüllt in eine blaue Fahne mit aufgehender Sonne stand Michael, Mitglied der FDJ, und verkaufte die aktuelle Zeitung »Fanfare«. Er sei gekommen, um gegen Faschismus und Krieg zu kämpfen. »Die Jugend soll nicht ein drittes Mal gegen andere Länder marschieren.« Am Friedhof sorgte die Polizei für Irritationen, als sie eine Fahne der FDJ beschlagnahmen wollte. Wegen ungeklärter Rechtslage wurde sie jedoch nur fotografiert. Das Bilddokument soll nun dem Landeskriminalamt zur Prüfung vorgelegt werden. (ND/JW/ZLV)