Ausland25. November 2021

Gewalt in der Partnerschaft nimmt zu

von dpa/ZLV

Berlin/Paris – Die Zahl der in Deutschland angezeigten Gewalttaten unter Paaren und Ex-Partnern ist im vergangenen Jahr noch stärker gestiegen als in den Jahren zuvor. Laut einer aktuellen Statistik zur Partnerschaftsgewalt registrierten die Behörden 2020 bundesweit 146.655 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte – ein Anstieg um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie die am Dienstag veröffentlichten Daten des Bundeskriminalamtes zeigen, geht die Gewalt nach wie vor zum überwiegenden Teil von Männern aus. Der Anteil weiblicher Tatverdächtiger ist in den vergangenen Jahren jedoch leicht gestiegen – auf nunmehr 20,9 Prozent.

Daß Schläge, Stalking, Vergewaltigung oder Drohungen in Paarbeziehungen oder zwischen Ex-Partnern durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie stark zugenommen hätten, läßt sich aus der Polizeistatistik nicht ohne weiteres ablesen. Denn die Daten beziehen sich auf Fälle, bei denen die Ermittlungen 2020 abgeschlossen wurden. Die Tat selbst kann dabei schon früher begangen worden sein. Blickt man gezielt auf die während der Monate des (Teil-)Lockdowns begangenen Gewalttaten, ist der Anstieg im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum dagegen relativ gering.

Allerdings geht die Polizei davon aus, daß solche Taten während der Zeit der Kontaktbeschränkungen seltener von Dritten entdeckt wurden. Zudem ist es für Betroffene tendenziell schwieriger, sich bei der Polizei zu melden, wenn der gewalttätige Partner ständig in der Nähe ist. Beim Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« stieg die Zahl der Beratungsgespräche 2020 dennoch um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die von den französischen Behörden erfaßte häusliche Gewalt hat im vergangenen Jahr um zehn Prozent zugenommen. Opfer seien vor allem Frauen, teilte das Innenministerium in Paris mit. Die Sicherheitskräfte in Frankreich erfaßten 159.400 Fälle von Gewalt zwischen Lebenspartnern, 139.200 der Opfer waren Frauen. Meist ging es um körperliche Gewalt, die teils so schlimm war, daß die Betroffenen danach zunächst arbeitsunfähig waren. Die Zahl der Todesopfer von Gewalt unter Partnern sank 2020 auf 125 nach 173 im Jahr zuvor. 102 der Getöteten waren Frauen.

Zwei Mal kam es in Frankreich 2020 wegen der Corona-Pandemie zu einem landesweiten Lockdown, viele Menschen arbeiteten zudem im Homeoffice. Einen Zusammenhang zum Anstieg häuslicher Gewalt zog das Ministerium aber nicht. Am vergangenen Samstag hatten in Frankreich Zehntausende Menschen gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert. Protestmärsche gab es in Paris und in anderen Städten.