Venezuela bricht diplomatische Beziehungen zu Kolumbien ab
Caracas – Venezuela hat am Donnerstag die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen. Damit reagierte Präsident Hugo Chávez auf den Vorwurf des Nachbarlandes, sein Land dulde Verstecke der Rebellen der FARC auf seinem Territorium. Kolumbien hatte auf einem Treffen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in Washington Fotos, Videos und Zeugenaussagen präsentiert, die angeblich beweisen sollen, daß die FARC Venezuela als Rückzugsgebiet nutzt.
Chávez erklärte kurz darauf in Caracas, die Anschuldigungen zwängen ihn zum Abbruch der Beziehungen. Der venezolanische Außenminister Nicolas Maduro gab bekannt, sein Land habe seine Botschaft in Bogotá geschlossen. Der kolumbianische Botschafter in Venezuela sei aufgefordert worden, innerhalb von 72 Stunden das Land zu verlassen. Maduro beschuldigte den kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe der Lüge und deutete an, die venezolanische Luftwaffe werde notfalls den Luftraum des Landes verteidigen, sollte der Konflikt weiter eskalieren.
Der kolumbianische Botschafter Luis Alfonso Hoyos hatte in Washington unter anderem Luftaufnahmen präsentiert, die angeblich Rebellenlager auf venezolanischem Gebiet zeigen sollen. Rund 1.500 Rebellen sollen sich dort versteckt halten, behauptete Hoyos. Außerdem sollen sich in Venezuela auch einige Rebellenführer versteckt halten. Er drängte die OAS, Kolumbiens Forderung nach einer Untersuchung des Sachverhalts zu unterstützen.
Ohne Venezuelas Zustimmung könne die OAS keine Untersuchung vor Ort durchführen, sagte OAS-Generalsekretär José Miguel Insulza. Kolumbien kündigte an, beim Internationalen Strafgerichtshof Klage gegen Mitglieder der venezolanischen Regierung einzureichen. Diese würden der Zusammenarbeit mit kolumbianischen Guerillas beschuldigt und sollen diesen Unterschlupf gewährt haben.
Venezuela zeigte sich von den Vorwürfen des Nachbarlandes unbeeindruckt. Die Fotos, die Hoyos präsentiert habe, lieferten keinen haltbaren Beweis für die Präsenz von Rebellen auf venezolanischem Boden, sagte der von Chávez nach Washington entsandte Roy Chaderton. Chávez selbst deutete an, daß es sich bei den Fotos möglicherweise um Fälschungen handele. Uribe sei »zu allem fähig«. Vielleicht suche dieser kurz vor dem Ende seiner Amtszeit noch einen bewaffneten Konflikt mit Venezuela.
Die Kommunistische Partei Venezuelas hat die Vorwürfe aus dem Nachbarland ebenfalls scharf zurückgewiesen. Es sei bemerkenswert, sagte Carolus Wimmer, daß das kolumbianische Regime Stützpunkte der FARC in Venezuela gefunden habe, während es solche Stützpunkte im eigenen Land seit 50 Jahren vergeblich suche.