Ausland26. April 2025

Großer Bahnhof in Rom

Papstbegräbnis wird zu politischem Ereignis. Einmischung Trumps befürchtet

von Gerhard Feldbauer

Es ist das Who’s who der internationalen Politik, das zum heutigen Begräbnis von Papst Franziskus nach Rom gekommen ist. Unter ihnen USA-Präsident Donald Trump, von dem erwartet wird, daß er Druck ausüben wird, um die Wahl eines den USA nahestehenden Nachfolgers durchzusetzen. Laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA ist es kein Geheimnis, daß das Pontifikat von Franziskus der Trump-Regierung ein Dorn im Auge war. Der Papst wurde von ihr mit Kritik überhäuft: Unter anderem, weil sich der Argentinier gegen das Bauen von Mauern zur Abwehr von Migranten ausgesprochen hat und als antiwestlicher Pontifex sowie Verfechter des Südens galt, dem globalen Süden und den Armen aller Kontinente zugewandt war.

Der katholische Theologe und Kirchenhistoriker Massimo Faggioli, Professor an der privaten katholischen Villanova University in Pennsylvania, USA und Autor des Buches »Da Dio a Trump. Crisi cattolica e politica americana« (Von Gott zu Trump. Die Krise des Katholizismus und die amerikanische Politik), sagt dazu: »Es geht darum, ein politisches und zugleich intellektuelles Projekt, einen Katholizismus ‚amerikanischer Art‘ wiederaufzubauen.« Dazu richten sich die Hoffnungen der Trump-Regierung auf den New Yorker Kardinal Timothy Dolan, dessen Unterstützerzahl zuletzt gestiegen ist. Der 75-Jährige, der ein langjähriger Unterstützer Trumps ist und auch privat ein gutes Verhältnis zum Präsidenten pflegt, betete bei seiner Einführung ins Präsidentenamt: »Schenke unserem Führer Weisheit, denn er ist Dein Diener!«

Von Johannes Paul II. 2001 zum Weihbischof, ein Jahr später auf den erzbischöflichen Stuhl von Wisconsin berufen, gehört Dolan seitdem zur konservativen kirchlichen Führungsriege in den USA. Gerüchten zufolge soll er bereits im Jahr 2013, nach dem Rücktritt von Benedikt XVI., ein Konkurrent von Jorge Mario Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus, gewesen sein. Abgesehen von Kirchenpolitik dürfte sein heutiges Begräbnis Gelegenheit für weltpolitische Gespräche bieten. So hat eine Sprecherin von EU-Chefin Ursula von der Leyen bereits ein mögliches Treffen angekündigt. Der Hauptgrund für die Romreise der Kommissionspräsidentin sei jedoch natürlich der Papst, war es ihr noch wichtig, zu betonen.