Am 10. September in der Kinemathek der Stadt Luxemburg
»Playtime« von Jacques Tati
Paris in den 60er Jahren, ultramoderne Welt, die sich bis zur Austauschbarkeit gleicht. Zwischen den futuristisch wirkenden Glas- und Stahlkonstruktionen der Weltstadt macht sich die Filmfigur Monsieur Hulot, wie in seinen anderen Filmen dargestellt durch Jacques Tati selbst, auf der Suche nach einem Monsieur Giffard (Georges Montant). Die Stadt hat keine Bäume, keine Blumen und keine Grünflächen mehr, der Eiffelturm sowie das Sacré- Cœur von Montmartre sind nur wenige Minuten als Spiegelung im Fenster zu sehen und der Eiffelturm noch ein zweites Mal als verzerrtes Objekt in der Ferne.
Hulot sucht Giffard in seinem Büro auf, aber durch eine Vielzahl von Missgeschicken verpassen sie sich ständig, auch verliert er sich immer wieder in dem hochtechnisierten Labyrinth von Gängen und seltsam sterilen Büroräumen.
Dabei kreuzt sich Hulots Weg mit einer US-amerikanischen Busreisegruppe, die Paris besucht und dabei nur in dieser Hochhauswelt herumgeführt wird,
Überall herrscht klinische Sauberkeit, die Metropole hat ihr ursprüngliches Gesicht völlig verloren.
Die Kritik an der Moderne ist ein immer wiederkehrendes Merkmal der Filme Tatis, in »Playtime« aber feiert seine Missbilligung einen Höhepunkt. Vor allem die Unpersönlichkeit, Konformität und Austauschbarkeit der Moderne wird getadelt, etwa gleich am Anfang, wenn ein chromschimmerndes Gebäude einem Krankenhaus gleicht, in Wirklichkeit jedoch eindeutig als Flughafen zu identifizieren ist.
»Playtime« verwandelt in satirischer Überbetonung moderne Erscheinungen der Zivilisation in komische Effekte, über die nicht nur gelacht werden kann. In der Durchdachtheit der Inszenierung und dem persönlichen Stil der verschiedenen Leitmotive ist »Playtime« ein Meisterwerk.
»Playtime« von Jacques Tati. Frankreich, Italien, 1967. Originalsprache: Französisch.
Mit: Jacques Tati, Barbara Dennek, Rita Maiden, France Rumilly, France Delahalle, Valérie Camille, Georges Montant, Erika Dentzler, Nicole Ray, Billy Keams, Yves Barsacq, André Fouché, Georges Faye, John Abbey und Reinhard Kolldehoff.
Musik: Francis Lemarque.
Dienstag, 10. September, 19 bis 21.15 Uhr. Preis: 3,70 Euro, ermäßigt 2,40 Euro. Kinemathek, 17, Place du Théâtre, Luxemburg-Stadt.