Großherzog Jean beigesetzt
Nach zwölf Tagen Staatstrauer wurde am vergangenen Samstag Großherzog Jean bei nasskaltem Wetter in der Krypta der Kathedrale in Luxemburg beigesetzt. Tausende Bürger säumten die Straßen, um dem am 23. April 2019 verstorbenen Monarchen die letzte Ehre zu erweisen. »Dass sein versammeltes Volk ihm so ergreifend die Ehre erweist und seine Zuneigung erwidert, bleibt eine der stärksten Erfahrungen meines Lebens«, schrieb Großherzog Henri in einem am Samstag veröffentlichten Brief.
Am Staatsbegräbnis, das im Auftrag der Regierung zu einem Medienspektakel wurde, nahmen 1.400 Gäste teil, davon 150 »prominente« Persönlichkeiten, die meisten davon gekrönte Häupter und Angehörige von Adelsfamilien, die nach 1945 von republikanischen und kommunistischen Bewegungen aus dem Amt gejagt wurden. Zugegen war auch ein Enkel des ehemaligen spanischen faschistischen Diktators Franco.
In den 36 Jahren Regentschaft von Großherzog Jean erfolgte eine von der herrschenden Oberschicht gewünschte noch festere Anbindung des Landes an die Europäische Union der Banken und Konzerne und an den Aggressionspakt der NATO.
Ein markanter Moment im Leben von Jean Nassau war, als er sich im britischen Exil freiwillig zu den Irish Guards meldete, zu einem Zeitpunkt, als Luxemburg vom faschistischen Deutschland besetzt war. Bei der Landung in der Normandie gehörte er dem Stab der 32. Brigade der Guards Armoured Division an und nahm an der Schlacht von Caen und am 3. September 1944 an der Befreiung von Brüssel teil.
Entgegen dem Versuch eines Teils der Regierung und des Staatsapparats, sie zum Bleiben zu überreden, war Großherzogin Charlotte am 10. Mai 1940 in letzter Minute mitsamt ihrer ganzen Familie ins Exil gegangen.
A.R.
(Foto: dpa)