Kaleidoskop19. Dezember 2024

Der Mond ist älter als gedacht

von dpa/ZLV

Göttingen – Der Mond ist zwischen 80 und 180 Millionen Jahre älter als bislang gedacht. Wie ein Forschertrio aus den USA, Frankreich und Deutschland berichtet, hat die Gezeitenwirkung der Erde den Trabanten vor 4,35 Milliarden Jahren noch einmal kräftig aufgeheizt. Dadurch sind große Mengen an Magma aus dem Inneren an die Oberfläche gedrungen. Das Alter der meisten Gesteinsproben von der Mondoberfläche spiegle die Erkaltung dieses Magmas und nicht die Entstehung des Mondes wider, so die Wissenschaftler im Fachblatt »Nature«.

Kurz nach der Entstehung der Urerde vor 4,5 Milliarden Jahren hatte es in unserem Sonnensystem noch einmal gewaltig gekracht: Der marsgroße Himmelskörper Theia stieß mit der Urerde zusammen. Der Zusammenprall katapultierte große Mengen an Magma aus Kruste und Mantel der beiden Himmelskörper ins Weltall – aus diesen Überresten der planetaren Katastrophe bildete sich dann der Mond.

Aber wann genau geschah das? Zur Erde gebrachte Gesteinsproben lieferten ein Alter von 4,35 Milliarden Jahren für das Erkalten der Mondoberfläche. Deshalb galt dies bislang auch als das Alter des Trabanten. Doch die Forscher fanden auch kristalline Einschlüsse im Mondgestein, sogenannte Zirkone, die älter waren. Das weckte Zweifel.

Francis Nimmo von der US-amerikanischen University of California, Thorsten Kleine vom deutschen Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung und Alessandro Morbidelli von der französischen Universität Sorbonne präsentierten jetzt eine Lösung für das Dilemma. Der frischentstandene Mond zog seine Bahn demnach zunächst auf einer stark elliptischen Bahn sehr nahe an der Erde. Dabei durchlief der Trabant eine Phase sehr starker Gezeitenkräfte, die sein Inneres aufheizten, Magma an die Oberfläche transportierten und so für eine scheinbare Verjüngung des Mondes sorgten.

Die Überlegungen der drei Forscher liefern nun ein Alter von 4,43 bis 4,53 Milliarden Jahren für den Mond. Das, so betonen sie, passe auch viel besser zu den dynamischen Modellen der Planetenentstehung im Sonnensystem.