Auf den Schultern des Naziopas
Über die Personalie Annalena Baerbock
Es ist ja so ungerecht! Während sich Luxemburgs erster grüner Armeeminister nach der Halbierung des Stimmenanteils seiner Partei bei den Chamberwahlen vor acht Monaten aufs Altenteil zurückziehen mußte, soll die bündnisgrüne bundesdeutsche Außenministerin Annalena Baerbock den Vorsitz der Generalversammlung der UNO in der Sitzungsperiode 2025/2026 übernehmen. Anders als der künftige deutsche Kanzler Friedrich Merz braucht Premier Luc Frieden die Grünen aber auch nicht bei der Durchsetzung seiner Rekordaufrüstung.
Für Frau Baerbock weichen muß die schon im Juli vergangenen Jahres von Berlin für den Topjob in New York benannte Karrierediplomatin Helga Maria Schmid. Die Romanistin war unter anderem Generalsekretärin des Auswärtigen Dienstes der EU und von 2021 bis 2024 Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Zwar läßt sich über Qualifizierung trefflich streiten, es ist aber jedenfalls nicht anzunehmen, daß Frau Schmid Baerbocks Fehler unterlaufen wäre, Nigeria auf Twitter als »eine einst deutsche Kolonie« zu bezeichnen, obwohl das westafrikanische Land doch vom britischen Imperialismus erobert und unterworfen worden war. Schwamm drüber!
Bedenklich stimmt allerdings, was Frau Baerbock wenige Monate vor ihrer Vereidigung als Bundesaußenministerin im Mai 2021 auf dem »EU-US Future Forum« des von Lockheed Martin und anderen US-amerikanischen Rüstungskonzernen gesponserten Denkpanzers »Atlantic Council« verzapfte. Nachdem sie vom Beitritt Polens und neun weiterer Staaten zur EU am 1. Mai 2004 als »reunification of Europe« (»Wiedervereinigung Europas«) geschwärmt hatte, nahm sie Bezug auf Großvater Waldemar Baerbock, der als hochdekorierter Offizier der Hitlerwehrmacht (Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern, 1944) auch für die »Einigung Europas« gekämpft habe, als er das Nazireich im Frühjahr 1945 an der Oder gegen die heranrückende Rote Armee verteidigte:
»And this was really the moment when I thought, wow, we are standing of the shoulders not only on Joschka Fischer, but also of our grandparents.« Als Baerbock 2004 mit dem damaligen grünen deutschen Außenminister Joseph Fischer auf der Oderbrücke zwischen dem deutschen Frankfurt und dem polnischen Słubice stand, habe sie also gedacht: »Wow, wir stehen nicht nur auf den Schultern von Joschka Fischer, sondern auch auf denen unserer Großeltern.«
Wie bitte? Die Nazis und ihre Wehrmacht sollen es ermöglicht haben, daß einst verfeindete Länder nun friedlich miteinander umgehen? Vier Jahre zuvor war Opa Baerbock mit dem deutschen Heer gen Osten gezogen. Dazu sagte sie nichts. Die Geschichtsschreibung spricht von 27 Millionen Toten im Eroberungs- und Vernichtungskrieg der Hitlerfaschisten in der Sowjetunion. Mildernde Umstände für die deutsche Nochaußenministerin aus der Generation der Nachgeborenen? Nur in dem Sinne, daß geschichtliche Ereignisse und historische Zusammenhänge Frau Baerbock bis heute wenig vertraut zu sein scheinen.