Leitartikel07. August 2025

Die Rückkehr der Herrenreiter

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USA-Präsident Trump läßt die Geschichte umschreiben. Am Montag teilte der National Park Service – der als Bundesbehörde nicht nur die Nationalparks und -denkmäler verwaltet, sondern auch die Geschichte des Landes pflegen soll – mit, in der Hauptstadt Washington, D.C. werde ein im Juni 2020 bei antirassistischen Massenprotesten gestürztes Denkmal für den Südstaatengeneral Albert Pike wieder aufgestellt.

Nur wenige Gehminuten entfernt vom Kapitol, das am 6. Januar 2021 von besonders weit rechts stehenden Anhängern des damaligen Wahlverlierers Trump gewaltsam gestürmt wurde, soll das rund dreieinhalb Meter hohe Bronzedenkmal – das einzige in der USA-Hauptstadt für einen Südstaatengeneral – bis zum Herbst wieder zu sehen sein, so der NPS auf seiner Website.

Dort wurde schon im Frühjahr die Erwähnung der Sklaverei in den USA gelöscht und ein Porträt von Harriet Tubman entfernt. Die hatte es mit Ende 20 in Maryland geschafft, der Sklaverei zu entfliehen, war im Bürgerkrieg als Spionin auf Seiten der Nordstaaten tätig und verhalf über die »Underground Railroad« vielen Sklaven zur Flucht aus den Süd- in die Nordstaaten oder nach Kanada. Später forderte Harriet Tubman lautstark das Frauenwahlrecht ein.

Die Geschichtsklitterung hatten Trumps ultrarechte Vordenker von der Washingtoner Heritage Foundation schon im April 2023 in ihrem erzreaktionären Papier »Project 2025« angekündigt. Und so gehörte zu den ersten Angriffszielen Trumps die Smithsonian Institution, die 21 Museen und 14 Forschungszentren unterhält und seit ihrer Gründung 1846 der Geschichte und Naturgeschichte der USA gewidmet ist.

Die überwiegend aus Bundesmitteln finanzierte Smithsonian, die unter anderem wichtige Beiträge zur Klimageschichte geliefert hat, soll per Dekret Trumps von Ideen befreit werden, die »die bemerkenswerten Errungenschaften der USA unterminieren«. Unter anderem sollen »Ausstellungen oder Programme verboten« werden, »die amerikanische Werte in Frage stellen, Amerikaner entlang von Rassen spalten, oder Programme oder Ideologien fördern, die nicht mit den Bundesgesetzen oder der Bundespolitik übereinstimmen«.

Unter anderem dürfen nun in Ausstellungen »in keiner Weise Männer als Frauen anerkannt werden«, heißt es in einer von Trump schon Ende März mit viel Tamtam unterzeichneten Präsidialverordnung, die den bemerkenswerten Titel »Wiederherstellung von Wahrheit und Vernunft in der amerikanischen Geschichte« trägt.

Um das sicherzustellen, wird derzeit ein Beirat mit von der Trump-Regierung ausgesuchten Mitgliedern eingerichtet. Ins Visier genommen werden unter anderem das Smithsonian American Art Museum und das National Museum of African American History and Culture. Dem NMAAHC wird vorgeworfen, in einer Ausstellung festgestellt zu haben, daß »“harte Arbeit“, „Individualismus“ und „die Kernfamilie“ Aspekte der „weißen Kultur“« seien. Auch möchte der Rassist im Weißen Haus künftig unterbinden, daß in den USA »Ansichten verbreitet« werden, »wonach Rasse keine biologische Realität, sondern ein soziales Konstrukt ist«, wie es mit einer Ausstellung im SAAM bereits geschehen sei.

Wenn aber die Idiotie der Rassentheorie geleugnet wird, dann ist es nicht mehr weit bis zur Verklärung der Sklaverei als »zivilisatorische Mission«, die angeblich im Interesse der Versklavten selbst lag. Dann wäre der erinnerungspolitische Roll-Back vollzogen.