Die ULC-Zeitenwende
Syprolux-Vertreter Paul Gries ist der neue Präsident
Nach 33 Jahren, davon immerhin 16 als Vorsitzender, hat Nico Hoffmann die Leitung der ULC an die nächste Generation übergeben. Ein Wechsel, der im Rahmen der jährlichen ULC-Generalversammlung im Gewerkschaftscasino zu Bonneweg vollzogen wurde.
Es war eine doppelte Generalversammlung, da es im Kontext des neuen Gesetzes vom 7. August 2023 für gemeinnützige Vereine (Asbl) sowie Stiftungen zu Anpassungen bei den Statuten kommen musste. Weil die Wahlberechtigten lange im Voraus alle Unterlagen begutachtet hatten, war es eine kurze außerordentliche Sitzung, bevor es dann ums Eigentliche ging.
In seiner letzten Ansprache hat Nico Hoffmann auf ein anstrengendes Jahr 2024 hingewiesen. So hatten nicht nur die 27 Angestellten der ULC, sondern auch der Vorstand und der Geschäftsführungsausschuss alle Hände voll zu tun. Tausenden von Mitgliedern konnte geholfen werden.
Noch viel Luft nach oben
Nico Hoffmann wies die Teilnehmer darauf hin, dass es besonders in heutigen Zeiten sehr wichtig sei, die Kaufkraft der Bevölkerung zu erhalten. Zu viele Menschen schaffen es nicht mehr, mit den steigenden Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Gemeindesteuern Schritt zu halten.
Er weist darauf hin, dass, wenn auch sozial schwach aufgestellten Haushalten geholfen wird, diese Maßnahmen immer weiter heruntergefahren werden. Eine Deckelung bei den Energiepreisen wäre zumindest politisch ein wichtiger Ansatz gewesen. Dies auch, weil es längst kein Geheimnis mehr ist, dass rund ein Fünftel der Haushalte die Armutsgrenze erreicht haben. Das zeichne, angesichts großspuriger Ankündigungen und dem Koalitionsversprechen, sich dem Kampf gegen die Armut anzunehmen, ein trauriges Bild des Landes.
Der scheidende ULC-Präsident bedauerte in seiner Ansprache auch, dass die Prozedur »Sammelklagen« immer noch nicht in nationales Recht umgesetzt wurde. Zudem bemängelte Nico Hoffmann, dass den Forderungen der ULC nicht ausreichend Rechnung getragen wurde.
Im Antlitz des Bösen
Ein Ärgernis stellen weiterhin die Banken dar. Dass dem Bankkunden mittlerweile 7 Euro (bei der Post sind es 6 Euro) für eine Überweisung beziehungsweise eine Auszahlung am Schalter abverlangt wird, sei schlicht und einfach Abzocke.
Die seit Jahren geforderte und zum Teil umgesetzte Steuerreform habe zwar 6,5 Indextranchen berücksichtigt, doch für einen realen Inflationsausgleich bräuchte es nochmal 2,5 Tranchen. Für Nico Hoffmann sind weitere Entlastungen, insbesondere für den sogenannten Mittelstand, notwendig. Er bleibt überzeugt, dass mit einer einzigen Steuerklasse ein Schritt in Richtung Steuergerechtigkeit möglich ist. Die Regierung müsse zudem die Reichen mehr in die Verantwortung nehmen.
Man könnte noch auf vieles mehr eingehen, doch diese Kurzfassung unterstreicht, dass es noch Aufrechte gibt, die mit Würde abtreten können. Schade allenfalls, dass Nico Hoffmann, obwohl er sich für ein unabhängiges Mitgliedsmandat gemeldet hatte, dieses nicht zugesprochen bekam.
Der Neue ist ein Altbekannter
Nach der Wahl des neuen Verwaltungsrats hat dieser sich für Paul Gries als neuen Vorsitzenden entschieden. Er ist der langjährige Vertreter der Eisenbahnergewerkschaft Syprolux und der bisherige Schatzmeister der ULC. Er soll für die »Kontinuität im Wandel« stehen.
Ganz sicher war dieser Ausgang allerdings nicht. Auch Paulette Lehnert (LSAP), als ehemalige Verbraucherschutzministerin, hatte sich zur Wahl gestellt, dann aber als Repräsentantin der christlich orientierten Gewerkschaft LCGB. Ihr Platz als Mitglied des Verwaltungsrats wurde aber nicht infrage gestellt. Paul Gries seinerseits möchte die ULC näher an die Jugend heranführen. Dies dürfte mit dem bereits recht jugendlichen Team nicht seine größte Herausforderung sein.
Die aktuelle Verbraucherschutzministerin Martine Hansen (CSV) hatte viel Lob für den scheidenden Präsidenten und versichert, ein Ohr für die Konsumenten zu haben. Es sei eine wichtige Aufgabe, diese über ihre Rechte und Pflichten zu informieren. Sie wolle dazu beitragen, dass die ULC auch in Zukunft gut aufgestellt ist.