Kaleidoskop24. Februar 2024

Rätsel gelöst: Riesige Asselspinnen mit spezieller Fürsorge

von dpa/ZLV

Kreaturen, die auf dünnen langen Beinen über den Meeresgrund staksen – der Anblick von Riesenasselspinnen läßt viele Menschen schaudern. Einem Forscherteam ist es nun gelungen, ein bisher ungelöstes Mysterium zu enträtseln: warum die Tiere noch nie mit Nachwuchs gesehen wurden.

So zahlreich Asselspinnen der Art Colossendeis am Meeresgrund der Antarktis sein können – über ihre Fortpflanzung sei seit mehr als 140 Jahren gerätselt worden, erläutert das Forschungstrio von der Universität von Hawaii in Manoa im Fachjournal »Ecology«.

Asselspinnen gehören, anders als ihr Name vermuten läßt, nicht zu den Spinnentieren, sie sind eine eigene, rein marin lebende Tiergruppe. Die meisten Arten sind nur wenige Zentimeter groß, einige antarktische Arten aber messen von einer Beinspitze bis zur gegenüberliegenden mehr als 30 Zentimeter. Es handle sich um einen Fall von »polarem Gigantismus«, erläutern die Forscher: Organismen in Polargebieten werden mitunter viel größer als ihre Verwandten in wärmeren Klimazonen.

»Bei den meisten Asselspinnen kümmert sich das männliche Elternteil um den Nachwuchs, indem es ihn herumträgt, während er sich entwickelt«, erklärte Studienleiterin Amy Moran. Obwohl Beschreibungen der Tiere mehr als 140 Jahre zurückreichten, habe bisher nie jemand Colossendeis megalonyx beim Bebrüten von Jungtieren gesehen.

Die Forschergruppe um Moran hatte solche Asselspinnen, die sich gerade zu paaren schienen, bei Tauchgängen von Hand eingesammelt und sie zur Beobachtung in Bassins gebracht. Die Tiere legten Tausende winzige, nur circa 100 Mikrometer messende Eier – trugen sie aber nicht herum. Stattdessen habe jeweils ein Elternteil, wahrscheinlich der Vater, Tage damit zugebracht, die Eier am felsigen Boden festzukleben. Dort hätten sie sich mehrere Monate entwickelt, bis schließlich winzige Larven geschlüpft seien.

»Wir hatten großes Glück, daß wir das sehen konnten!«, sagte Mitautor Aaron Toh. Binnen weniger Wochen nach der Ablage seien die Eier von mikroskopisch kleinen Algen überwuchert gewesen, die ihnen eine perfekte Tarnung boten – was wahrscheinlich der Grund sei, daß sie zuvor nie entdeckt wurden.