Strompreisexplosion
Seinen Energieverbrauch verantwortlich und vernünftig zu gestalten sollte angesichts des nun wirklich nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandels allen Menschen bewusst geworden sein. Leider ist dem nicht so und nun wird es auch noch sehr teuer. Dies trifft natürlich weniger die befehlsgebende »Oberschicht« als den Mittelstand und insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen.
Das Mouvement Ecologique hadert allerdings nicht grundsätzlich, mit dem Entscheid des Regulierungsinstitutes. So heißt es: »…hat das ILR entschieden, das Netznutzungsentgelt in dem Sinne abzuändern, dass, um es vereinfacht auszudrücken, Spitzenverbräuche teurer werden. Es sind gerade diese, die einen Einfluss auf die Netzgestaltung haben und für den Netzbetreiber besondere Kosten verursachen. Erklärtes Ziel ist es, durch diese neue Tarifstruktur die Kunden dazu zu bewegen, Energie bewusster zu verbrauchen und somit größere Verbrauchsspitzen zu vermeiden«.
Man weist auch noch darauf hin, dass der Strompreisdeckel reduziert wird. Bei Gas- und Heizöl soll dieser vollständig aufgehoben werden. Der Staat sei zudem nicht in der Lage, den Energieverbrauch unendlich zu subventionieren, weshalb sich den realen Kosten gestellt werden muss. Diese Feststellung führt dann aber zu weiteren Fragen und einigen Kritikpunkten.
Der Umweltverband stellt fest, dass keine verbindlichen Kalkulationen zu den finanziellen Auswirkungen, bezogen auf die verschiedenen Haushaltstypen, verfügbar sind. So könne niemand nachvollziehen, wie diese Tarife zustande kamen. Bedenkt man noch, dass Nachrichten auch weniger wahrgenommen werden und die meisten entweder nicht wissen, welche Verhaltensänderungen von ihnen erwartet werden oder erst gar nicht die Absicht haben, etwas zu verändern, bleibt zu guter Letzt nur Verunsicherung.
Geheimniskrämerei
Bedenken zur Tarifstruktur drückt das Meco wie folgt aus: »Die neue Tarifstruktur betrifft nur Kunden des Niederspannungsnetzes, d.h. vor allem Privathaushalte und auch kleinere Betriebe. Im Sinne einer Gleichberechtigung aller Akteure soll offen kommuniziert werden, ob auch ähnliche neue Regeln für Kunden des Mittel- und Starkstromnetzes gelten. Die Zahlen, wie diese neue Tarifstruktur zustande kam, sollen offengelegt werden. Scheinbar müssen die Investitionen ins Netz eh ansteigen. Wie hoch sind diese Kosten und werden diese Mehrkosten auf die diversen Stromkunden verteilt?«
Weil die ILR alles gesagt hat, muss man sich den Aussagen des Encevo-Direktorsvom 28. Oktober auf RTL zuwenden. Encevo ist eine Aktiengesellschaft, die mehrheitlich dem Staat, also eigentlich den Bürgern gehört. 24,92% der Aktien werden von der »China Southern Power Grid International« gehalten, 0,56% von AXA-Redilion. Der Encevo AG gehören die Aktiengesellschaften: CREOS, Enovos, Teseos und die Encevo Deutschland GmbH:
Claude Seywert erklärte als Gast der RTL-Redaktion, dass sich die Stromkunden mit einer Erhöhung von 30 Prozent werden anfreunden müssen. Dies sei unter anderem auch der Verteuerung auf dem Weltmarkt geschuldet. Der Mann, welcher dank seines Gehalts garantiert keine größere finanzielle Belastung spüren wird, stellt zudem fest, dass ohne den »Strompreisdeckel«, ein Durchschnittshaushalt statt der 850 Euro, eigentlich 1.400 Euro im Jahr an Ausgaben haben müsste. Der Encevo-Direktor fordert hier quasi »durch die Blume« eine wesentlich höhere Belastung der Haushalte.
Die einen kriegen nichts mit, den anderen ist es offenbar egal
Steuern und Netzkosten machen rund ein Drittel der Stromkosten aus und die Gewinnmarge von Encevo bewege sich doch nur im Cent-Bereich, weshalb man ja auch nur etwa 100 Millionen Euro Gewinn macht und das bei einem Umsatz von fünf Milliarden.
Um zu verhindern, dass die Leute nach dieser Information zum Strick greifen, erklärt Claude Seywert, wie man diesen Mehrkosten im Haushalt begegnen könnte, wenn man sich denn auf dem Laufenden hielte. Er ist überzeugt, dass wenn die Menschen es fertigbrächten, ihren Stromverbrauch besser über den Tag (eventuell auch die Nacht) zu verteilen, die Teuerung durch das Vermeiden von Verbrauchsspitzen viel erträglicher sein sollte. Leider weiß aber auch der Direktor nicht, in welchem Maße die Netzkosten vom ILR erhöht werden.
Dass unter anderem auch er dem ILR eben diese Kostenberechnung vorlegt, hat er glatt vergessen, dies mitzuteilen. Interessant ist auch sein liberaler Optimismus, denn seines Wissens wird die ab 1. Januar angewandte Preiserhöhung für gut 80 Prozent der Stromkunden keinen Unterschied machen, ja es könne sogar billiger werden. Das sehen die Netzbetreiber allerdings etwas differenzierter.