Tag der Luxemburger Sprache
Unter dem Motto »Schwätz mat – Lëtzebuergesch verbënnt« feiert die Regierung 2025 erstmals einen Tag der Luxemburger Sprache und der Mehrsprachigkeit statt dem EU-weiten Tag der Sprachen. Es ist das die 38. Maßnahme im Aktionsplan für die Luxemburger Sprache, den der Regierungsrat am 14. Dezember 2022 annahm. Sonderbarerweise wurde das 2023 und 2024 vergessen, aber das soll nicht wieder passieren. Für 2026 gab es gestern vor der Presse im Lycée Michel Rodange bereits den Aufruf an Vereine, Gemeinden, Jenni und Menni dem Kulturministerium Ideen zu liefern, um den Tag der Luxemburger Sprache als Tradition zu etablieren, wie das Minister Eric Thill formulierte.
Dabei betonte er ausdrücklich die Mehrsprachigkeit, da Luxemburg ohne sie undenkbar sei, denn sie stärke den sozialen Zusammenhalt im Land. Das obwohl es ansonsten hieß: »Eng Sprooch ass net nëmmen e Kommunikatiounsmëttel, se baut Brécken a verbënnt. D'Lëtzebuergescht spigelt eis Originnen, eis Geschicht an eis gemeinsam Identitéit. Lëtzebuergesch schwätzen heescht, e liewege Patrimoine ze deelen, awer och duerch d'Stäerke vum Zesummenhalt an dem Fërdere vun engem oppenen Ëmgang mateneen d'Zukunft ze preparéieren.«
Wir dürfen folglich bis zum nächsten Jahr rätseln, wodurch dieser berühmte Zusammenhalt, den es immer weniger gibt mit der Ausbreitung des Nebeneinander- statt des Miteinanderlebens im Land, denn jetzt wirklich gestärkt oder überhaupt wieder hergestellt werden soll. Vielleicht könnte ja dieses Thema im Kulturministerium als erste Anregung für 2026 verstanden werden!
Von besonderem Stolz erfüllt ist Eric Thill für die Übersetzung auf Luxemburgisch des UNESCO-Bilderbuchs für die Spielschule als 45. Sprache, weil sein Ministerium den Werten der UNESCO ganz besonders verpflichtet sei.
Warum in aller Welt das ebenso hoch gelobte Konzert des Kinderchors IceClic von 8-12jährigen mit Pop-Liedern Jang Linsters auf Luxemburgisch, das gestern im großen Saal des Terre-Rouge-Gebäudes um 13 Uhr stattfand, aber nur bis Montag zu finden sein soll auf dem ministeriellen Youtube-Kanal, ein Geheimtip für speziell Eingeweihte, (https://www.youtube.com/watch?v=fPy_FAUMdfU), weiß niemand. Womöglich hat das einfach damit zu tun, daß das Internet für die Luxemburger Regierung immer noch ein Buch mit sieben Siegeln ist, was dann auch erklärt, daß das Video neun Minuten nur fünf Mikrophone zeigt, bevor endlich gesungen wird. Hören Sie ruhig rein, es ist richtig zum Wohlfühlen mit den Liedern »Haut ass däin Dag«, »Feierfonken«, »Danz fir mech«, »Du bass besonnesch«, »Du bass net méi Du« (gegen Mobbing in der Schule), »E Lidd ewéi gedréck« (zu Fake News), »Néirens anerwäerts«, »Wéi laang ass ëmmer«, »Feier feier« und »Gëfteg!« (gegen das Rauchen).
Luxemburgisch im Bildungswesen
Leider funktioniert Luxemburgischlernen nicht mehr über den Schulhof, bedauerte Erziehungsminister Claude Meisch, deshalb gäbe es das jetzt gezielter auch im Klassensaal. Luxemburgisch soll aber der gemeinsame Nenner im Land in der Mehrsprachigkeit sein, deshalb werde Luxemburgisch die offizielle Unterrichtssprache in den Nebenfächern Sport, Kunst und »Eveil aux sciences« mit der Verallgemeinerung von Lesen, Schreiben und Rechnen lernen auf Deutsch oder Französisch wie es bereits im Pilotprojekt läuft.
In den internationalen öffentlichen Schulen, die vom Staat organisiert sind, gibt es Luxemburgisch von Anfang an bis ins dritte Jahr Sekundarschule. Das soll mit einer Gesetzesänderung auch für private internationale Schulen vorgeschrieben werden, um den Anspruch auf staatliche Subventionierung zu behalten. Denn es komme immer wieder vor, daß Leute ihr ganzes Leben im Land verbringen, obwohl am Anfang nur geplant war, drei oder höchstens fünf Jahre zu bleiben und dann woandershin weiterzuziehen. Deshalb wurden die Kinder dann zum Beispiel in den Zweig der Europaschule nach der Herkunft eingeschrieben, wo es kein Luxemburgisch gibt, nicht einmal am Schulhof. Das werde dann aber irgendwann zum Nachteil, weil eine wirkliche Integration im Land doch Luxemburgischkenntnisse voraussetzt.
In den Kinderkrippen ist Luxemburgisch bekanntlich bereits vorgeschrieben (auch wenn das wie wir hören mancherorts nicht stattfindet). In den Maison Relais aber ist definitiv Luxemburgisch die normale Umgangssprache, was also heißt, daß da die frühere Rolle des Schulhofs gelebt wird.
Das neue Schulfach mit einer Wochenstunde auf 4e soll nun neben den wichtigsten Regeln für richtiges Schreiben nach der staatlich geregelten Orthographie auch Luxemburger Geschichte und Kultur vermitteln, weil das bei vielen einfach nicht mehr von zu Hause mitkommt.
In der Erwachsenenbildung sind die Luxemburgischkurse inzwischen regelrecht überlaufen. Es haben dieses Jahr über 1.000 neu damit begonnen im »Institut National des Langues«. Auf der kostenlosen Plattform für Luxemburgischlernen an der Adresse https://llo.lu für Deutsch-, Französisch- oder Englischsprachige haben sich bereits 110.000 eingeschrieben, davon die Hälfte von außerhalb des Landes. Das Angebot gibt es über Computerbrowser, aber auch über Apps für Android- und Apple-Smartphones. Wie viele von den 110.000 wirklich Luxemburgisch gelernt haben, weiß natürlich niemand. Zum Verbreiten von Optimismus eignet sich die Zahl jedenfalls optimal.
Es geschieht also nicht nichts und jedenfalls erheblich mehr als zuletzt.