Luxemburg15. April 2020

Atombomben in Büchel wurden modernisiert

»Spiegel«: Pentagon ließ Teufelszeug für zwei Tage in USA bringen, um Software zu erneuern

Hieß es noch im Juni, das Pentagon habe seine Pläne, die rund 70 Kilometer Luftlinie von Luxemburg entfernt in Büchel in der deutschen Eifel gelagerten US-amerikanischen Atombomben bis zum Jahr 2024 zu modernisieren, auf 2027 verschoben, so berichtete das deutsche Magazin »Spiegel« nun, die Modernisierung der mutmaßlich 20 in Bunkern des deutschen Fliegerhorsts Büchel gelagerten Atombomben vom Typ B61 seien bereits im Herbst 2019 in einer geheimen Operation auf den neuesten Stand der Kriegstechnik gebracht worden.

Dabei sollen die mutmaßlich 20 Wasserstoffbomben von der U.S. Air Force mit einer militärischen Transportmaschine für zwei Tage von Büchel in die USA geflogen worden sein, um die Software der Nuklearwaffen zu erneuern. Die deutsche Regierung wurde dem »Spiegel«-Bericht zufolge erst kurz vor Beginn der Geheimoperation darüber in Kenntnis gesetzt und aufgefordert, eigene Soldaten für den Fall von Problemen beim Transport bereitzuhalten. Details über den Transport der Nuklearwaffen quer über den Atlantik wollte das Pentagon mit Verweis auf »Sicherheitsinteressen« nicht kommentieren. Jede Bewegung des nuklearen Arsenals der USA finde »unter höchsten Sicherheitsstandards« statt, wurde lediglich mitgeteilt.

Die Atombomben in Büchel sind Teil des Strategiekonzepts der NATO. Zwar wird weder von deutscher, noch von US-amerikanischer Seite offiziell bestätigt, daß es sie gibt. Doch für ihren Einsatz hält die deutsche Bundeswehr im Rahmen der »nuklearen Teilhabe« Kampfjets bereit. Die »Tornados« sind Teil des auf Luftangriffe spezialisierten »Taktischen Luftgeschwaders 33« der Bundeswehr und ebenfalls in Büchel stationiert. Die Bundeswehr würde die Atombomben im Ernstfall abwerfen, die Codes für ihre Aktivierung sind jedoch nur dem USA-Militär bekannt.

Für das Modernisierungsprogramm ihres Nukleararsenals, zu dem auch die in Büchel gelagerten Atombomben gehört, haben die USA zehn Milliarden US-Dollar veranschlagt. Laut dem Radiosender »Deutsche Welle« war geplant, die 30 Jahre alten Bomben vom Typ B61-3 und B61-4 durch den neuen Typ B61-12 zu ersetzen. Der sei im Vergleich zu den älteren zielgenauer. Die bislang in Büchel gelagerten Atombomben hatten demnach die vier- bis dreizehnfache Sprengkraft der im August 1945 von den USA über Hiroshima abgeworfenen Bombe entspricht.

Vor zehn Jahren hatte der Bundestag die deutsche Regierung ermutigt, zwei Jahrzehnte nach Ende des Kalten Krieges für einen Abzug der noch immer in der BRD gelagerten US-amerikanischen Atombomben zu sorgen. In einem gemeinsamen Antrag schrieben damals alle Fraktionen, sie begrüßten die Absichten der Bundesregierung, sich »dafür einzusetzen, daß die in Deutschland verbliebenen Atomwaffen abgezogen werden«. Im Jahr davor hatte die damalige Regierung aus Konservativen und Liberalen den Abzug sogar in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Zuletzt forderte im Bundestagswahlkampf 2017 der sozialdemokratische Kanzlerkandidat Martin Schulz den Abzug der Waffen. Dazu gekommen ist es nicht.

oe/dpa

Friedensprotest in Büchel (21.7.2018) (Foto: ZLV)