Leitartikel17. Februar 2024

Alarm im Weltraum

von Uli Brockmeyer

Es ist sicher purer Zufall, daß die »Nachrichten« über neue russische atomare Waffen im Weltraum am Donnerstag dieser Woche verbreitet wurden.

In München versammeln sich hochrangige Staatenvertreter mit Repräsentanten der Wirtschaft, darunter der Banken und Rüstungsindustrie, zur inzwischen 60. »Sicherheitskonferenz«. In Brüssel tagten die Kriegsminister der NATO-Staaten. Bei ihrem Treffen ging es laut Medienberichten in erster Linie um eine weitere massive Erhöhung der Rüstungsausgaben – also die Erreichung und Überbietung des sogenannten Zwei-Prozent-Zieles der NATO – und die Lieferung von weiteren Waffen, Geschossen und Unmengen Geld an die Ukraine. In Washington liefern sich »Demokraten« und »Republikaner« einen Schaukampf um weitere Dollar-Milliarden für die Ukraine und für Israel. In der Ukraine steht die Armee des Kiewer Regimes vor dem Verlust einer weiteren Stadt im Donbass.

Hinzu kommt, daß dem früheren USA-Präsidenten Trump jede Menge Platz in den Medien eingeräumt wird, wenn er seine kruden Vorstellungen über die Zukunft der USA, der NATO und der Welt insgesamt verbreitet, für den nicht unwahrscheinlichen Fall, daß er die Präsidentenwahl im November für sich entscheiden kann. Nun weiß zwar jeder einigermaßen gebildete Zeitungsleser, daß die meisten Ankündigungen Trumps kaum eine rationale Grundlage haben, aber das spielt keine Rolle, wenn man den Leuten hier im alten Europa richtig Angst einjagen und ihnen weitere Opfer zugunsten der Profite der Rüstungskonzerne abschwatzen will.

Auch das Massaker, das der Staat Israel seit dem 7. Oktober in Gaza, im Westjordanland und zunehmend auch im Libanon anrichtet, kann für eine Weile aus den Schlagzeilen verdrängt werden, wenn es um eine neue russische Bedrohung geht.

Zwar weiß niemand, worum es tatsächlich geht, aber immerhin haben Abgeordnete des USA-Kongresses und ein Regierungssprecher in Washington über »neue Fähigkeiten« geschwafelt, die Rußland angeblich entwickelt. Grund genug, um daraus eine Meldung in eine der führenden Zeitungen der USA zu lancieren, und schon ist er wieder da, der Russe mit dem blutigen Messer. Zwischen den Zeilen wird zwar eingeräumt, daß die »Meldungen« auf nicht verifizierbaren Quellen beruhen, und ebenso, daß es keinerlei Anzeichen dafür gibt, daß die mutmaßlichen Pläne auch umgesetzt werden, aber das ist nebensächlich.

Über den Krieg im Weltraum wird nicht zum ersten Mal geredet. USA-Präsident Ronald Reagan, einst ein mittelmäßiger Hollywood-Schauspieler, war begeistert von Hollywoods »Krieg der Sterne« und ließ im Jahr 1983 daraufhin eine eigene militärische Strategie entwickeln, mit dem schönen Namen »Strategic Defense Initiative« (SDI), die allerdings verdientermaßen im Planungsstadium steckenblieb.

Der neue Alarm im Weltraum wird allerdings sein Ziel erreichen: Noch mehr Geld für Waffen und Krieg, noch mehr Pläne für neue Atomwaffen.

Warum ist es eigentlich so schwer, den umgekehrten Weg einzuschlagen? Zum Beispiel könnte man den UNO-Vertrag über das Verbot aller Atomwaffen unterzeichnen und das Teufelszeug endlich abschaffen. Außerdem wäre es hilfreich, den bestehenden Vertrag über das Verbot der Stationierung von Atomwaffen im Weltraum zu bekräftigen, statt mit einem Ausstieg zu drohen.

Und für unser aller Leben auf diesem Planeten wäre es äußerst sinnvoll, statt an Aufrüstung endlich einmal an Abrüstung zu denken.