Leitartikel02. September 2009

Schaffende endlich besser absichern

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Im Juli 2006 wurden bei Monopol Scholer endgültig die Lichter ausgeschaltet. Durch die Schließung des traditionsreichen Hauses war damals 262 Beschäftigten der Stuhl vor die Tür gesetzt worden. 12 Monate später waren trotz aller Versprechen noch 171 Mitarbeiterinnen ohne Job. Heute, drei Jahre nach Einstellung aller Geschäftsaktivitäten, sind es immerhin noch um die 100 ehemalige Verkäuferinnen, die ohne feste Anstellung sind.

Die Schließung der Supermärkte Boon liegt nicht so lange zurück. Und dennoch ist es schon neun Monate her, dass die Beschäftigten bei Minustemperaturen während Tagen und Wochen in den Regalen und an den Kassen ausharren mussten, bevor ihnen Mitte Januar rücksichtslos von der Geschäftsleitung auf menschenunwürdige Art und Weise über Telefon mitgeteilt wurde, dass es die Supermärkte Boon fortan nicht mehr gibt.

Worin sich beide Schließungen in nichts unterscheiden, ist, dass dem entlassenen Personal von allen Seiten viel versprochen, von alledem jedoch so gut wie nichts gehalten wurde.

Zur Erinnerung: Beiden, sowohl dem ehemaligen Personal von Monopol Scholer wie auch den einstigen Beschäftigten der Supermärkte Boon wurde die baldige Einstellung in anderen Firmen in Aussicht gestellt, wobei ganz besonders die »Beruhigungspillen« an das Monopol-Personal durch das Einschalten des Arbeitsministers und der Handelskammer in die Verhandlungen die erhoffte Wirkung bei den anfangs aufgebrachten Mitarbeitern nicht verfehlte. Doch aus der Hoffnung wurde recht bald ein breitmaschiges Netz, das viele vor einem Sturz ins Leere nicht bewahren konnte. So sind heute, rund drei Jahre danach, noch weit mehr als 100 ehemalige Verkäuferinnen ohne Job.

Nicht besser erging es den Angestellten der Supermärkte Boon, denen man vorgegaukelt hatte, von einer großen Ladenkette, die das Lokal in Schifflingen übernahm, weiter beschäftigt zu werden. In Wirklichkeit sind zehn Monate später fast alle noch ohne Arbeit.

So, und nicht anders sieht die bittere Realität aus. Dabei sind Monopol und Boon keinesfalls Einzelfälle. Bei jedem Konkurs, jeder Restrukturierung, jedem Postenabbau oder jeder Schließung sind es stets die Beschäftigten, die es am schlimmsten erwischt. Zwar mögen dabei Sozialplan oder Superprivileg den einen oder anderen eine Zeit lang vor dem Ärgsten bewahren, doch was geschieht, wenn notgedrungen die Geldreserven ausgehen und das Anrecht auf Arbeitslosenunterstützung erlischt? Oft trennt in solchen Situationen nur mehr der berühmte seidene Faden die Betroffenen vor dem gnadenlosen Abrutschen ins soziale Elend. Die Folgen davon sind in der Regel soziale Engpässe, wachsende Überschuldung und zunehmende Armut.

Dass immer häufiger Menschen ohne eigenes Verschulden in solche Situationen gedrängt werden, kann nicht weiter tatenlos hingenommen werden. Deshalb muss aufgrund der zahlreichen Insolvenzen – erst recht seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise – schnellstens eine Reform des Gesetzes über die Konkurse her, das die Schaffenden vor der Habgier des Patronats und einem Sturz in den sozialen Abgrund schützen muss.

gilbert simonelli