Düstere Arbeitsmarktprognosen
Nach einem »schnellen und deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit« 2023 erwartet der Statec auch in diesem und im nächsten Jahr keine Verbesserung der Lage
Nachdem die vom Statec »saisonbereinigte« Arbeitslosenquote bis Januar 2024 fast zwei Jahre lang »schnell und deutlich« auf 5,5 Prozent gestiegen ist, erwarten die regierungsamtlichen Statistiker in diesem und im nächsten Jahr keine Verbesserung der Lage. Erst »mittelfristig« sei wieder mit »einem rückläufigen Trend« zu rechnen, heißt es in einem Übersichtspapier des Statec zur Konjunkturlage und den Aussichten für die luxemburgische Wirtschaft, das in dieser Woche der Finanz- und Budgetskommission der Abgeordnetenkammer präsentiert und anschließend im Internet veröffentlicht wurde. Verfaßt wurde das Papier von Tom Haas, Bastien Larue und Ferdy Adam.
Zum Vergleich heißt es, von 1995 bis 2020 habe die durchschnittliche Arbeitslosenrate in Luxemburg bei 4,6 Prozent gelegen; ein zur Veranschaulichung mitgeliefertes Koordinatensystem reicht jedoch nur bis zum Jahr 2010 zurück. Es lohnt sich aber, noch weiter zurückzublicken. Laut Statec lag die durchschnittliche Arbeitslosenrate in den Jahren von 1985 bis zum Beginn der globalen Finanzkrise 2008 lediglich bei rund drei Prozent. Im Jahr darauf stieg die Quote auf 5,5 Prozent, 2011 ging sie wieder ein wenig runter, um dann ab 2012 wieder deutlich zu steigen und im Jahr 2014 erstmals die Sieben-Prozent-Marke zu knacken.
Dann, so zeigt es auch das Koordinatensystem, ging die Arbeitslosenquote in Luxemburg seit 2015 wieder vier Jahre lang zurück bis auf 5,3 Prozent, um dann 2020 im ersten Coronajahr wieder auf 6,3 Prozent hochzuschnellen. Mit Abklingen der Coronakrise verbesserte sich die Lage in den folgenden beiden Jahren wieder bis auf knapp unter fünf Prozent, doch dann beschlossen die NATO und die EU, Rußland wegen des Krieges in der Ukraine ab dem Frühjahr 2022 mit umfangreichen Wirtschaftssanktionen zu belegen, die – wie sich längst herausgestellt hat – dann zum Bumerang für den Westen wurden.
Vor allem in der EU wurden Öl und Gas knapp, was wiederum unter anderem zu einer Verknappung von Zellulose, chemischen Grundstoffen, Düngemitteln, Zement, Holz und anderen Baustoffen führte. Die dadurch bewirkte zeitweise Verdoppelung oder gar Verdreifachung von Energiepreisen in EU-Europa löste einen Inflationsschub aus, der die für alle Länder mit der Einheitswährung zuständige EZB im deutschen Frankfurt nach einer kurzen Schamfrist zwang, die Nullzinsära zum Leidwesen flexibel verschuldeter Eigenheimbesitzer zu beenden.
Wenn das Nationale Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien also »mittelfristig« mit einer Verbesserung der Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt rechnet, dann ist bestenfalls eine Rückkehr zum Stand von vor der Coronapandemie mit einer Arbeitslosenquote von fünf bis 5,5 Prozent gemeint. Vergleicht man die Prognose der amtlichen Statistiker hingegen mit dem Durchschnitt der Jahre 1985 bis 2008, so stellt man fest, daß sich Regierung, Parlamentsmehrheit und die sie beratenden Statec-Mitarbeiter offenbar längst an eine fast doppelt so hohe Arbeitslosenrate gewöhnt haben.