Eine Reservearmee dank der neuen Bedrohungslüge?
Obwohl kein Wort darüber im Regierungsprogramm von CSV und DP zu finden war, kündigte DP-Armeeministerin Backes vor mehreren Monaten an, es sei notwendig, über die Einführung eines obligatorischen Militärdienstes zu diskutieren.
Auslöser dieses Vorpreschens war wohl die seit langem anhaltende hysterische, aber jeder Grundlage entbehrende Kampagne der Kriegshetzer in den NATO-Ländern, in wenigen Jahren sei mit einem Überfall der Russen zu rechnen, so dass es angesichts der »russischen Bedrohung« dringend erforderlich sei, in noch weitaus größerem Maße aufzurüsten, als das bisher ohnehin bereits geschah.
Armeegeneral Thull befleißigte sich umgehend zu erklären, die Wehrpflicht werde Luxemburg »mehr Widerstandskraft« verleihen, allerdings gibt es aus politischen und gesellschaftlichen Kreisen wenig Begeisterung für den Vorstoß der Armeeministerin – sei es, dass dies grundsätzlich abgelehnt wurde, sei es, dass ein solches Unterfangen als viel zu langwierig, zu teuer und wenig erfolgversprechend eingeschätzt wird.
Wenig Begeisterung
für obligatorischen
Militärdienst
Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Luxemburger Jugend noch nie besondere Affinitäten für alles Militaristische an den Tag legte, nicht während der 22 Jahre, in denen es in Luxemburg einen obligatorischen Militärdienst gab, bis er 1967 abgeschafft wurde, und auch nicht heute. Das zeigt sich daran, dass die Armee trotz massiver Propaganda nicht in der Lage ist, die ihr zugedachte Zahl an Soldaten zu rekrutieren.
Für die KPL war das Vorpreschen der Armeeministerin jedenfalls Anlaß, unter der Jugend in den Lyzeen eine Kampagne gegen die mögliche Einführung eines obligatorischen Militärdienstes zu starten.
Anfang Dezember 2024 meinte die Armeeministerin dann, das mit dem obligatorischen Militärdienst sei so nicht gemeint gewesen, um gleichzeitig mitzuteilen, sie könne sich aber sehr wohl vorstellen, »eine Reserve aufzubauen«, ohne allerdings Einzelheiten zu nennen – wohlwissend, dass die Möglichkeit, eine Reservearmee zu schaffen, mit dem Gesetz vom 2. August 1997 abgeschafft wurde.
In den 1980er Jahren scheiterte das Projekt einer Reservearmee
Bestrebungen, eine solche Reservearmee zu schaffen, welche militärische Aufgaben auf dem Territorium des Landes wahrzunehmen hätte, sollten das Eurocorps-Bataillon, das NATO-Bataillon und demnächst auch das belgisch-luxemburgische Bataillon sich im Einsatz im Ausland befinden, gibt es seit langem.
Im August 1981 hatte der damalige DP-Armeeminister Emile Krieps, damals einer der bekanntesten Scharfmacher hierzulande, angekündigt, dass vielleicht schon zum Jahresende, spätestens aber 1982 eine Reserve-Einheit geschaffen werde.
Wie sollen Verluste aufgefüllt werden, wenn »unser NATO-Bataillon« zum Einsatz gelangt, wie sollen die Territorial-Aufgaben erfüllt werden, die uns im Kriegsfall in NATO-Perspektive ins Haus stehen, hatte er in einem Interview der »Revue« (8/81) gefragt, umso mehr die DDR-Grenze nur knapp 250 Kilometer von Luxemburg entfernt sei.
Doch die Reservearmee kam nicht zustande, und fünf Jahre später forderte der damalige Oberbefehlshaber der NATO für Europa, USA-General John R. Galvin, die Regierung erneut auf, doch endlich eine Reservearmee zu schaffen, in der Freiwillige, angeführt von Berufsoffizieren und Berufsunteroffizieren ein jährliches Mindesttraining absolvieren und im »Enstfall« strategisch wichtige Einrichtungen bewachen würden.
Doch dann fiel die Reservearmee, ebenso wie das USA-Panzerlager in Bettemburg-Düdelingen, dem Tauwetter zwischen den USA und der Sowjetunion zum Opfer.
Die neue Bedrohungslüge machte es der amtierenden DP-Armeeministerin möglich, die Idee einer Reservearmee wieder aus dem alten Hut zu zaubern.
Die KPL lehnt sowohl die Einführung eines obligatorischen Militärdienstes als auch einer wie auch immer gearteten Reservearmee kategorisch ab.