Länder Afrikas sind überschuldet
Bemühungen um eigenständige Entwicklung
Der erste Staatschef des unabhängigen Ghana, Kwame Nkrumah, mahnte: »Kein afrikanischer Staat hat heute die Möglichkeit, einen unabhängigen Kurs der wirtschaftlichen Entwicklung zu verfolgen.« Die neokoloniale Wertschöpfungskette – am Anfang Rohstoffe, am Ende Abfälle, dazwischen der Handel mit importierten Fertigwaren – wird durch den Aufbau der industriellen Weiterverarbeitung eigener Ressourcen erweitert. Dennoch: Kapitalistische Entwicklung heißt widersprüchliche, konkurrenzielle, also unterschiedliche Entwicklung.
In den meisten Ländern steht der Zugang zu ihren Ressourcen unter staatlicher Kontrolle, die erzwungene Privatisierung wird nunmehr abgelöst durch »Private-Public-Partnerschaften«, in denen sich die Regierungen zunehmend selbstbewußter einen größeren Anteil zu sichern suchen. Dennoch drückt den Kontinent das Gewicht der bislang aufgehäuften neokolonialen Schulden. Nach dem »Trade and Development Report Update« des Weltwährungsfonds und der Weltbank sind acht afrikanische Länder überschuldet: Republik Kongo, Malawi, Mosambik, São Tomé und Príncipe, Somalia, Sudan, Sambia und Simbabwe. 13 Länder stehen am Rand der Überschuldung: Burundi, Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, Tschad, die Komoren, Dschibuti, Äthiopien, Gambia, Ghana, Guinea-Bissau, Kenia, Sierra Leone und Südsudan.
Auf dem Kontinent haben sich bereits große Ökonomien herausgebildet: Nigeria in Westafrika mit Senegal in der Nachbarschaft, Südafrika, Kenia und Äthiopien im Osten, Ägypten, Algerien und Marokko im Norden, in Zentralafrika erhebt sich die bürgerkriegsgeschüttelte Demokratische Republik Kongo. Die laut Forbes 19 Dollar-Milliardäre Afrikas kommen aus nur sieben Ländern, vor allem Südafrika und Ägypten. In der für die wirtschaftliche Entwicklung zentralen Energieversorgung gehen die Staaten unterschiedliche Wege. Einige Länder greifen nach der Kernenergie, seit China in Afrika keine Kohlekraftwerke mehr baut.
Bei aller Eigenständigkeit bringt der panafrikanische Wind Nachbarn zusammen – über öffentliche und private Projekte sowie Partnerschaften in die Verkehrsinfrastruktur und industrielle Kooperation. Sie investieren in die Entwicklung der Landwirtschaft und die Digitalisierung der Produktion. Aktuell versuchen die politischen Führungen in ganz Afrika, die Nahrungsmittelversorgung ihrer Länder sicherzustellen.
Die Neutralität des Kontinents im Konflikt zwischen NATO und Rußland ermöglicht es vielen Ländern, ihre Investitionen zu diversifizieren, mit Kooperationspartnern aus Ländern wie Indien, Türkei, Iran, Saudi-Arabien etc. Alamine Ousmane Mey, kamerunischer Minister für Wirtschaft und Planung, sagte entsprechend, man müsse »aufhören, Afrika als Einflußgebiet von Supermächten zu sehen«, vielmehr sei es vor allem ein Partner.