Ausland27. April 2024

»Viva la Repubblica antifascista«

Antifaschisten Italiens feierten den Jahrestag des Aufstands gegen den Faschismus

von Gerhard Feldbauer

Das antifaschistische Italien hat am Donnerstag mit Zehntausenden Teilnehmern den 79. Jahrestag des Beginns des bewaffneten Aufstandes vom 25. April 1945 gefeiert, der zum Sieg über das Besatzungsregime der Hitlerwehrmacht und der mit ihrer verbündeten Mussolini-Faschisten führte.

Unter roten Fahnen, mit dem legendären Partisanenlied »Bella Ciao«, mit Losungen und Transparenten, mit Protesten gegen den an Mussolini anknüpfenden Kurs der Meloni-Regierung und mit Aufrufen zur Verteidigung der antifaschistischen Grundlagen der im Befreiungskrieg geborenen Verfassung demonstrierten Kommunisten und Sozialisten, Gewerkschafter, Lehrer und Schüler, Junge und Alte in Mailand, Genua, Bologna, Brescia, Padua, Udine, Venedig und vielen weiteren Städten, die während des Aufstandes von Partisanen noch vor dem Eintreffen der alliierten Truppen befreit wurden.

Die 256.000 reguläre Kämpfer zählende Partisanenarmee, von denen die Itakienische Kommunistische Partei (PCI) mit ihren Garibaldi-Brigaden 155.000 Mann stellte, eröffnete vor 79 Jahren zwischen Piemont und Venetien auf einer Breite von über 400 Kilometern ihre letzte große Offensive. In Genua kapitulierte der Ortskommandant der faschistischen deutschen Wehrmacht, General Meinhold, vor den Partisanen und ging mit 9.000 Mann in Gefangenschaft. Am 27. April kapitulierte das X. Panzerkorps der Wehrmacht vor den Partisanen. Am 30. April nahmen Garibaldisten am Monte Grappa 33.000 deutsche Soldaten gefangen. Insgesamt ergaben sich zwischen dem 25. April und dem 4. Mai allein im Veneto 140.000 Soldaten der Wehrmacht den Partisanen.

Der Nationale Partisanenverband ANPI hatte gemeinsam mit weiteren antifaschistischen Verbänden aufgerufen, den 25. April 2024 unter dem Motto »Viva la Repubblica antifascista« zu einem öffentlichen Signal des Kampfes gegen die Regierung der faschistischen Premierministerin Giorgia Meloni zu gestalten und die von ihr bedrohten antifaschistischen Grundlagen der Republik zu verteidigen. Diese Regierung habe »ihre Wurzeln in den zwanzig Jahren des Faschismus«, wolle die Verfassung ändern und in Zukunft einen Premierminister direkt wählen lassen. Alles, was erkämpft wurde, sei in Gefahr, diese Regierung stürze Millionen in die Armut, kürze die Ausgaben im Gesundheitswesen und an öffentlichen Schulen, es drohe eine große soziale Einsamkeit und es herrsche Krieg, der in oft unverantwortlicher Weise hingenommen werde, heißt es in dem Aufruf.

Staatspräsident Sergio Mattarella legte zum Gedenken an die im Befreiungskampf gegen den Faschismus gefallenen Opfer in Rom am Heiligtum des Unbekannten Soldaten am Altare della Patria einen Lorbeerkranz nieder. Anschließend gedachte er in Civitella im Val di Chiana in der Toskana der Opfer eines SS-Massakers. Am 29. Juni 1944 waren dort 245 Menschen ermordet und 100 Häuser durch Feuer zerstört worden.

In Mailand, wo das Nationale Befreiungskomitee am 25. April 1945 die Regierungsgewalt übernahm, das Todesurteil des »Duce« beschloß, das ein Partisanenkommando am 28. April vollstreckte, sprach die Sekretärin des sozialdemokratischen PD, Elena Schlein.

Gleichzeitig zeigten Faschisten verschiedener Gruppen den »römischen Gruß« und feierten »die vom Feind im Kampf für ihr Heimatland getöteten Kameraden« als »die wahren Helden«. Eine ähnliche Kundgebung fand in Varese statt, wo sich etwa 30 Teilnehmer am Friedhof von Sant’Ambrogio vor den Gräbern von Mussolini-Faschisten versammelten.

Der Generalsekretär der Gewerkschaft CGIL, Maurizio Landini, gedachte in Gattatico in der Region Emilia, einem symbolischen Ort des antifaschistischen Widerstands, der sieben Brüder der Familie Cervi, die alle im bewaffneten Kampf gegen die Mussolini-Faschisten gefallen sind.