Luxemburg31. August 2023

Erinnerungen aus Stahl

von KP.

Das Museum der »Schëfflenger Schmelzaarbechter« wurde 2015 von den Mitgliederen der »Amicale Schëfflenger Kolonien« gegründet und ist im Werk der damaligen ARBED Esch-Schifflingen untergebracht. Es ist ein kleines Juwel der jüngeren Zeitgeschichte, das leider noch verkannt wird, wobei sich der Besuch dieser Stätte in vieler Hinsicht für den geschichtsinteressierten Bürger lohnt.

Nebst einer großen Sammlung an Artefakten, die auch die Kriegsjahre und das dazugehörige Leid belichten, steht natürlich die Stahlproduktion im Fokus. Das klingt nach viel Arbeit, und das ist es auch. Eine solide Gruppe an Freiwilligen sorgt auf einem doch sehr begrenzten Areal für den Erhalt der Kollektion, welche längst nicht komplett ist. Doch auch wenn die Räumlichkeiten des Museums begrenzt sind, ein Besuch lohnt sich wirklich.

Bei unserer Tour mit Alain Günther, der mit Weggefährten die Stätte der Erinnerung leitet, durften wir feststellen, dass auch die jüngere Vergangenheit einiges zu bieten hat. Alain Günther und seine Mitstreiter haben noch in diesem Werk gearbeitet. Sie sind allerdings nicht nur Zeitzeugen, die ihre Gäste mit vielen Anekdoten und Wissen unterhalten. So lange es noch möglich ist, führen sie die Besucher durch das Werk das bald nur noch auf Bildern und in Erinnerungen weiterlebt.

Es darf beklagt werden, dass für viele die Geschichte der »Drootstrooss«, sowie die sich veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen nach der Übernahme durch Mittal, nicht wirklich kennen und auch nicht die erforderliche Neugier haben, das zu ändern. Interessierte aber sollten die Gelegenheit nutzen, solange die Zeitzeugen noch Kraft und Motivation haben, diesem doch besonderen Museum einen Besuch abzustatten.

So ist das Museum mit seinen vielen Ausstellungsstücken derzeit, gemessen an den doch eher rustikal ausgestatten Räumlichkeiten, vor allen Dingen deshalb ein Besuch wert, weil die Mitarbeiter mit viel Wissen und eben auch Erzählungen über die damaligen Zeiten aufwarten können. Sie können aus erster Hand über den Wandel dieser Industrieanlage sprechen, sie wissen aus eigenem Erleben, wie der Wandel sich vollzogen hat.

Ein Wandel der auch die Arbeitswelt und in dessen Gefolge das Sozialwesen einer ganzen Region teils dramatisch verändert hat.

Wer etwas für Industriegeschichte übrig hat, fachliches Wissen schätzt und so manch einer Anekdote nicht abgetan ist, sollte dieses Museum mit seiner Werksvisite besuchen. Das ist an jedem erstem Samstag im Monat von 14 bis 18 Uhr möglich. Geführte Touren sind auf Anfrage auch außerhalb dieser Tage möglich. Wer will, kann im Rahmen der »Nuit de la Culture« am 9. September eine Museum- und Werksbesichtigung tätigen.

KP.

Geschlossen wegen »zu wenig« Profit

Nach der 2012 erfolgten Stilllegung auf unbestimmte Zeit, wurde Anfang Februar 2016 die offizielle, endgültige Schließung des Schifflinger Hüt­tenwerks verkündet. Das Elektrostahlwerk, die Drahtstraße und Hunderte von hochqualifizierten Arbeitsplätzen wurden geopfert, obwohl das Hüttenwerk mit entsprechenden Investitionen gewinnbringend hätte weiterproduzieren können, wie eine

vom OGBL in Auftrag gegebene Studie gezeigt hatte.

Doch weil die Produktion in den Augen der Stahlherren zu wenig Profit abwerfen würde, wurde dem Werk der Todesstoß versetzt. So brutal funktioniert Kapitalismus.

Weder die Regierung noch die Chamber setzten sich für den Erhalt ein, und allein die KPL forderte eine Vergesellschaftung, um die Produktion aufrechtzuerhalten und die Arbeitsplätze zu erhalten.

A.R.