Atomreaktor im AKW Tihange schaltet sich selbst ab
Brüssel – Im Luxemburg direkt bedrohenden belgischen Atomkraftwerk Tihange ist ein Reaktor ausgefallen. Der Uraltmeiler habe sich automatisch abgeschaltet, berichtet am Montag die belgische Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf den AKW-Betreiber Engie. Grund für die Panne sei eine defekte Umwälzpumpe. Es bestehe »keine Gefahr für Mensch und Umwelt«, wurde behauptet, auch die Versorgungssicherheit sei gewährleistet.
Die defekte Pumpe befinde sich im nichtnuklearen Teil des Meilers. Warum sie ausgefallen sei, werde nun untersucht. Das AKW liegt nur ungefähr 65 Kilometer von der Luxemburger Grenze entfernt. Belgien verfügt derzeit noch über zwei Kernkraftwerke mit insgesamt sieben Reaktoren aus den 70er und 80er Jahren, erst zwei wurden mittlerweile vom Netz genommen. Im Sommer 2023 hat die belgische Regierung die Laufzeit für zwei Reaktoren in den Atomzentralen Doel nahe der Stadt Antwerpen und Tihange um zehn Jahre verlängert, anstatt sie wie eigentlich geplant in diesem Jahr endgültig abzuschalten.
An den belgischen Uraltmeilern in Doel und Tihange wurden wiederholt Baumängel wie zum Beispiel marode Betonteile festgestellt. Zum bislang schwersten Störfall in Tihange kam es am 22. November 2002, als die Gefahr einer Kernschmelze bestand. Ein im Rahmen eines Tests am heruntergefahrenen Reaktorblock 2 irrtümlich geöffnetes Sicherheitsventil führte zu einem plötzlichen Druckabfall im Primärkreislauf, der wiederum dazu führte, daß das Kühlwasser verdampfte.
Glücklicherweise leiteten Sicherheitssysteme sofort zusätzliches Wasser in den Reaktor, das die durch die sogenannte Nachzerfallswärme erhitzten Brennelemente weiter kühlte. Wegen Kommunikationsproblemen wurde das irrtümlich geöffnete Ventil erst nach drei Minuten wieder geschlossen.