CSL plädiert für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich
Siebter Quality of Work-Index der Salariatskammer steht unter dem Motto »Arbeitszeit ist Lebenszeit«
Viele Teilzeitbeschäftigte würden gern länger arbeiten, viele Vollzeitbeschäftigte würden hingegen gern kürzer treten. Da sei es doch logisch, die Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich zu verkürzen. Mit diesen Worten faßte ihre Präsidentin Nora Back die Befunde des siebten Quality of Work-Index der Salariatskammer zusammen, der am Freitag präsentiert wurde. Bei der Telefonbefragung von rund 1.500 Schaffenden (57 Prozent Einwohner und 43 Prozent Grenzgänger) stand wie stets deren subjektives Empfinden hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen und ihres Befindens am Arbeitsplatz, und nicht wie bei solchen Rankings üblich die Verwertungsbedingungen des Kapitals (»Wettbewerbsfähigkeit des Standortes«) im Mittelpunkt des Interesses.
Insgesamt, so der Arbeitspsychologe David Büchel, der die Studie für die CSL koordiniert hat, habe sich die subjektiv empfundene Arbeitsqualität gegenüber dem Vorjahr von 54,4 auf 55,4 Punkte (von 100 möglichen) verbessert, im Vergleich zu 2014 sei jedoch leider keine Verbesserung festzustellen. Die mentale Belastung am Arbeitsplatz und der Zeitdruck seien mit 68,7 bzw. 57,4 Prozent unverändert hoch, noch immer klagten 21,2 Prozent der Befragten über Mobbing und 48,6 Prozent über Schwierigkeiten beim angestrebten Arbeitsplatzwechsel. Verbesserungen seien bei der physischen Arbeitsbelastung (um 10,2 Prozentpunkte), dem Unfallrisiko (um 6,8 Punkte) sowie bei der Konkurrenz am Arbeitsplatz (um 13 Punkte) festgestellt worden, hingegen sei die erst seit 2016 gemessene emotionale Belastung durch Erwerbsarbeit seitdem um 4,4 Prozentpunkte gestiegen. Eine Verbesserung um sechs Punkte wurde auch bei der subjektiv empfundenen Arbeitsplatzsicherheit festgestellt, während es dem Arbeitspsychologen zufolge in Sachen Mitbestimmung bei betrieblichen Entscheidungen (um 5,7 Punkte), Arbeitsautonomie (um 4,2 Punkte) und Weiterbildung (um 6,2 Punkte) nach unten ging.
Klagten 2014 28,6 Prozent der Schaffenden über physische Gesundheitsprobleme, so waren es in diesem Jahr bereits 29,7 Prozent. Vor allem Streßsymptome wie Magenschmerzen und Schlafstörungen hätten zugenommen, erklärte Büchel. Auch die subjektiv empfundene Gefahr, ein Burnout zu erleiden, stieg seit 2014 von 29,4 auf 34,8 Prozent und mittlerweile klagen 36,7 Prozent der Schaffenden über Schwierigkeiten, ihr Arbeits- und Privatleben unter einen Hut zu bekommen – vor fünf Jahren waren es erst 28,8 Prozent.
Sei die vertraglich festgelegte Wochenarbeitszeit bei männlichen Schaffenden seit 2014 nur leicht von 39,2 auf 39,3 Stunden gestiegen, so sei bei den weiblichen eine Arbeitszeitverlängerung von 33,1 auf 35,4 Wochenstunden festgestellt worden. Vor allem aber habe die tatsächliche Wochenarbeitszeit zugenommen – bei lohnabhängigen Männern von 42,5 auf 42,8 Stunden, bei Frauen sogar von 34,8 auf 37,4 Stunden. Anders als zum Beispiel in Deutschland und den Niederlanden, so der Arbeitspsychologe, gehe der Teil der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, in Luxemburg zurück. Seien 2014 erst 56 Prozent der weiblichen Schaffenden einer Vollzeitarbeit nachgegangen, so seien es in diesem Jahr bereits 65 Prozent gewesen.
Fast die Hälfte der Schaffenden (46 Prozent) erklärte, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen; 27 Prozent bis zu fünf Stunden pro Woche, 13 Prozent bis zu zehn Stunden und sieben Prozent gaben an, sie seien sogar zu mehr als zehn Überstunden pro Woche angehalten. Unter den Letztgenannten befinden sich doppelt so viele Männer wie Frauen. Als Skandal bezeichnete es Nora Back, daß 31 Prozent der Befragten erklärten, sie bekämen die geleisteten Überstunden weder vergütet, noch erhielten sie dafür einen Freizeitausgleich. Es könne »doch nicht sein, daß Überstunden nicht bezahlt werden«, so die CSL-Präsidentin, hier sowie hinsichtlich der Einhaltung der Pausenzeiten seien mehr Kontrollen angebracht.
oe
David Büchel, Direktor Sylvain Hoffmann und Präsidentin Nora Back von der CSL sowie Georges Steffgen und Philipp Sischka von der Uni Luxemburg (v.l.n.r.) gestern während der Präsentation (Foto: ZLV)