Drogenbekämpfung oder Regimewechsel in Venezuela?
Was beabsichtigt Washington mit seiner militärischen Eskalation in der Karibik?
Die USA haben in der Karibik eine beispiellose militärische Präsenz mit fragwürdigen Zielen aufgebaut. Offiziell dient sie angeblich dem Kampf gegen von Washington zu »Terror-Organisationen« erklärten südamerikanischen Drogenkartelle. Mit der Entsendung von sieben hochgerüsteten Kriegsschiffen, und einem atomgetriebenen U-Boot und über 4.500 Soldaten und Marines signalisiert die Trump-Administration eine massive Machtdemonstration in der Region.
Doch die Zusammensetzung der eingesetzten Schiffsklassen – von Lenkwaffenzerstörern bis hin zu amphibischen Angriffsschiffen – deutet auf weitreichendere strategische Ziele hin, die weit über eine angebliche Bekämpfung von »Narko-Terrorismus« hinausgehen.
Insbesondere die spezielle Eignung dieser Schiffe für räumlich begrenzte Landeoperationen, wobei z.B. US Marines einen Küstenabschnitt gegen feindlichen Widerstand unter eigene Kontrolle bringen und dabei von See her mit allen vorhandenen Mitteln, inklusive Artillerie, Raketen, und von den auf den Schiffen stationierte Kampfhubschrauber unterstützt werden. Die Marines sind eine Spezialtruppe, die für solche Einätze besonders ausgebildet ist.
Bedrohlicher Flottenaufmarsch
Die US Navy hat eine beeindruckende Flotte in der Karibik stationiert, darunter die »USS Lake Erie« (CG-70), ein Lenkwaffenkreuzer der Ticonderoga-Klasse, ein multifunktionales Kriegsschiff, ausgestattet mit dem Aegis-Kampfsystem, das Luftabwehr, U-Boot-Abwehr und Oberflächenkrieg ermöglicht. Mit Tomahawk-Marschflugkörpern und Harpoon-Anti-Schiffsraketen kann die »USS Lake Erie« präzise Angriffe auf See- und Landziele durchführen.
Die »USS Iwo Jima« (LHD-7), Wasp-Klasse ist ein Amphibisches Angriffsschiff, sie kann bis zu 1.894 Marines samt Hubschraubern, Kipprotor-Flugzeugen und Landungsbooten transportieren. Mit einer Besatzung von etwa 1.075 Seeleuten ist die »USS Iwo Jima« Teil der »Iwo Jima Amphibious Ready Group«, die derzeit vor Puerto Rico operiert. Ihre Fähigkeit, Marines schnell an Land zu bringen, macht sie ideal für Operationen, die eine rasche Machtprojektion erfordern.
Die »USS San Antonio« (LPD-17) und die »USS Fort Lauderdale« (LPD-28), San Antonio-Klasse, sind Amphibische Transportschiffe für den Transport von Marines, Fahrzeugen und Ausrüstung. Diese Schiffe verfügen über fortschrittliche Kommando- und Kontrollsysteme sowie die Fähigkeit, Landungsboote und Hubschrauber einzusetzen. Beide Schiffe sind in der Karibik stationiert, unterstützen amphibische Übungen mit der 22nd Marine Expeditionary Unit (MEU) und sind auf schnelle Einsätze an Land ausgerichtet.
Gegen Landziele gerichtet
Bei der »USS Gravely« (DDG-107), der »USS Jason Dunham« (DDG-109) und der »USS Sampson« (DDG-102) handelt es sich um Lenkwaffenzerstörer der »Arleigh Burke«-Klasse, die das Rückgrat der US Navy bildet. Sie sind mit dem »Aegis« anti-Raketen-Raketen-System, mit Tomahawk-Raketen gegen Landziele und mit fortschrittlichen Radaren ausgestattet. Diese Zerstörer sind vielseitig einsetzbar für Luftabwehr, U-Boot-Abwehr und Angriffe auf See- und Landziele. Ihre Präsenz in der Karibik verstärkt die Fähigkeit der USA, präzise Schläge an Land auszuführen.
Zusätzlich ist das atomgetriebene Schnellangriffs-U-Boot »USS Newport News« in der Region aktiv, das für verdeckte Operationen und Aufklärung ausgelegt ist. Laut Berichten von »The War Zone« vom 3. September 2025 führen alle diese Schiffe »Übungen« vor Puerto Rico durch, wobei sie von Aufklärungsflugzeugen wie der P-8 Poseidon unterstützt werden. Admiral Daryl Caudle, Chef der Marineoperationen, erklärte am 28. August 2025, daß diese Schiffe Teil der »venezolanischen Operationen und Missionen« zur Bekämpfung des Drogenhandels seien, wobei genaue Ziele geheim blieben.
Bekämpfung von »Narko-Terrorismus«
Die offizielle Begründung für diesen maritimen Aufmarsch ist die Bekämpfung von »Narko-Terrorismus«. Der jüngste Vorfall – ein tödlicher Schlag gegen ein Schnellboot am 2. September 2025, bei dem, wie Washington behauptet, elf »Gangmitglieder« getötet wurden – wurde von Präsident Trump als »Reaktion auf eine unmittelbare Bedrohung« bezeichnet. Zugleich wird dieser Angriff von nicht wenigen Seerecht-Experten als schweres Verbrechen verurteilt.
USA-Außenminister Marco Rubio und Kriegsminister Pete Hegseth beriefen sich auf die Befugnisse des Präsidenten als Oberbefehlshaber, über Leben und Tod zu entscheiden. Vor dem Hintergrund des erneut von Washington vom Zaun gebrochenen Konflikts mit Venezuela wird die von Trump befohlene außergerichtliche Tötung der elf Bootsinsassen als »Signal an Venezuela« gelobt, das von Trumps Entschlossenheit zeuge, gegen das angeblich von Drogenkartellen regierte Land vorzugehen. Pentagonchef Hegseth bezeichnete den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro als den »faktischen Anführer eines Drogen-Narko-Staates« und drohte Maduro, er solle »Grund zur Sorge« haben.
Bereit zur Verteidigung der Heimat
Venezuela bereitet sich derweil auf einen bewaffneten Kampf vor. Präsident Maduro warnte: »Sollte Venezuela in irgendeiner Form angegriffen werden, dann würde es gegen Aggressionen jeder Art in eine Phase des geplanten und organisierten bewaffneten Widerstands durch das gesamte Volk übergehen, sei es lokal, regional oder national, zur Verteidigung von Frieden, territorialer Integrität, Souveränität und unseres Volkes«.
Inzwischen wurden Zehntausende Reservisten und Freiwillige mobilisiert. Zugleich soll die militärische Präsenz auf der der venezolanischen Küste vorgelagerten Insel Nueva Esparta sowie in den Bundesstaaten Sucre und Delta Amacuro ausgebaut werden. Rund 25.000 Soldaten sollen dort eingesetzt werden, verglichen mit den 10.000, die bereits in den an Kolumbien grenzenden Bundesstaaten Zulia und Táchira stationiert sind, so Maduro.
Vor dem Hintergrund dieser politisch-militärischen Eskalation gegen Venezuela dürfte die Zusammensetzung der US-amerikanischen Kriegsflotte in der Karibik keine Fragen mehr aufwerfen. Die Schiffe sind speziell für amphibische Landungen und Operationen vom Meer zum Land konzipiert. Die Fähigkeiten der Ticonderoga- und Arleigh Burke-Klassen, präzise Landziele zu treffen, deuten auf eine strategische Ausrichtung hin.
Die »USS Iwo Jima«, »USS San Antonio« und »USS Fort Lauderdale« können Truppen und Ausrüstung schnell an Land bringen, was auf Vorbereitungen für eine größere Operation hindeutet. Die Lenkwaffenzerstörer und der Kreuzer bieten zudem Feuerunterstützung und Luftabwehr, was für eine Konfrontation mit einem staatlichen Akteur wie Venezuela geeignet ist.
Natürlich reichen die militärischen Kapazitäten dieser Flotte nicht aus, um Venezuela zu erobern, aber sie sind geeignet, das Land wieder politisch zu destabilisieren. Die USA könnten z.B. eine strategisch günstig gelegen Insel oder Küstenabschnitt erobern und dort eine Gegenregierung proklamieren lassen. Mit entsprechenden finanziellen Versprechen und Hilfen könnte das den Marionetten in der venezolanischen Opposition ein neues Leben einhauchen; genug, um für Unruhen zu sorgen.
Es ist zynisch, wenn der »Krieg gegen Drogen« in der Karibik plötzlich eine ganze Flotte von Kriegsschiffen erfordert, mit einer Feuerkraft, die ganze Städte dem Erdboden gleichmachen könnte! Es ist leicht durchschaubar, wenn Trump und Co. behaupten, sie bräuchten Lenkwaffenkreuzer und -zerstörer, sowie amphibische Angriffsschiffe um Jagd auf Schnellboote mit Drogen zu machen. Dies ist ein Arsenal für eine maßgeschneidert Operationen mit dem Ziel eines »Regimewechsels« in Venezuela.