Der Patient Ozzy Osbourne
Ozzy Osbourne ist heute, mit 73 Jahren, nicht mehr gesund. Er kuriert sich von einer Wirbelsäulenoperation, leidet an Parkinson – und mußte lernen, daß ein halbes Jahrhundert ausuferndes Rockstarleben irgendwann seinen Tribut fordert.
»Patient Number 9« heißt sein neues Album, das am 9. September erscheint. Es ist das zweite in nur etwas mehr als zwei Jahren. Erst 2020 war – nach zehnjähriger Pause – Osbournes Album mit dem etwas untertreibenden Titel »Ordinary Man« erschienen – kurz nachdem falsche Gerüchte die Runde gemacht hatte, die Rocklegende liege im Sterben.
Auch wenn es im Titelsong von »Patient Number 9« nicht um körperliche Gebrechen geht, sondern um psychische, scheint er gut zu passen zu Osbourne und seiner derzeitigen Situation. »Die Wirbelsäulenoperation hat mich ziemlich niedergestreckt. Ich kämpfe mich sehr mühsam zurück«, sagte der frühere Frontmann der legendären Band Black Sabbath kürzlich in einem Interview. »Ich stehe auf. Ich frühstücke. Ich schlucke eine beachtliche Menge Pillen – gegen die Schmerzen, gegen die verdammte Parkinsonkrankheit, gegen Verstopfungen, Nervenschmerzen, gegen was weiß ich was. Es ist ein Graus.«
Davon, daß es ihm oft schlecht zu gehen scheint, zeugt allerdings höchstens der insgesamt eher melancholische Stil des neues Albums, auf dem er von tausend verschiedenen Schattierungen der Dunkelheit (»A Thousand Shades«) singt oder davon, tot und weg zu sein (»Dead And Gone«).
Insgesamt ist die Platte aber größtenteils immer noch das, was die Fangemeinde erwarten dürfte vom selbsterklärten Fürsten der Finsternis. Seine immer etwas krächzende Stimme wirkt ungebrochen kraftvoll und die Musik klingt, wie sie eben seit Jahren klingt bei Ozzy: markant und melodisch, temporeich, krachend und bei aller Härte eingängig, ohne gefällig zu sein.
Dazu, daß das Album keineswegs wirkt wie ein müdes Alterswerk, tragen auch die Gäste bei, die Osbourne eingeladen hat: von Gitarrist Jeck Beck über Ozzys »Black Sabbath«-Kollegen Tony Iommi bis hin zum legendären Eric Clapton. Auch Duff McKagan von Guns N' Roses hat mitgemacht – ebenso wie der im März gestorbene Foo-Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins.
Zuletzt hatte Osbourne seine langgeplante Abschiedstournee mit dem bezeichnenden Titel »No More Tours 2« erst wegen der Coronapandemie und dann aus gesundheitlichen Gründen mehrfach verschieben müssen. Doch es gibt Hoffnung, daß sie auch irgendwann noch einmal live zu hören sein wird, die neue Platte. Für das kommende Jahr sind fünf Konzerte in Deutschland geplant. Wenn es dazu kommt, wird Osbourne im Mai in Dortmund, München, Hamburg, Mannheim und Berlin auf der Bühne stehen.
»Ihr habt noch nicht das Ende von Ozzy Osbourne gesehen, das verspreche ich euch«, sagte der Sänger dem Londoner »Observer«, dem er auch verriet, daß er nicht länger in den USA leben und zurück nach England ziehen will »Es ist Zeit. Amerika hat sich so drastisch verändert. Es sind in keinster Weise Vereinigte Staaten. Nichts ist vereint. Es ist ein merkwürdiger Ort zum Leben zurzeit«, sagte er. »Ich will nicht in Amerika sterben«, fügte der gebürtige Brite hinzu. »Es ist Zeit für mich, nach Hause zu kommen.«