Kaleidoskop15. September 2023

UNO: Mehrzahl der Fluttoten in Libyen hätte vermieden werden können

von dpa/ZLV

Bei den verheerenden Überschwemmungen in Libyen hätten nach Ansicht der UNO die Mehrzahl der Todesopfer vermieden werden können. Dafür wären ein funktionierendes Warnsystem vor der drohenden Katastrophe sowie ein besseres Krisenmanagement notwendig gewesen, erklärte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), eine Sonderorganisation der UNO, am Donnerstag in Genf. Die Opferzahl geht in die Zehntausende und war weiterhin noch nicht genau zu beziffern.

Wenn es in dem seit dem durch eine westliche Intervention herbeigeführten Sturz von Staatschef Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 zerrütteten Maghreb-Staat »eine bessere Koordination« gegeben hätte, dann hätten Warnungen ausgegeben und die Bevölkerung evakuiert werden können, sagte WMO-Vertreter Petteri Taalas vor Journalisten. »Und wir hätten die meisten der menschlichen Opfer vermeiden können.«

Ein Sturmtief hatte am Sonntag den Osten Libyens heimgesucht und zu katastrophalen Überschwemmungen geführt. Vor allem die nordöstliche Hafenstadt Darna wurde schwer getroffen, weil zwei Flußdämme brachen. Allein dort werden mittlerweile bis zu 20.000 Todesopfer befürchtet. Nach dem Sturz Gaddafis war in Libyen ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat ringen seither viele Milizen um Macht und Einfluß. Zwei verfeindete »Regierungen« kämpfen um die Macht. Alle Bemühungen zur Beilegung des Konflikts scheiterten bisher.

Abdulmenam Al-Ghaithi, der Bürgermeister von Darna, erklärte am Mittwochabend dem Sender al-Arabija, die Zahl der Getöteten allein in seiner Stadt könne sich noch auf 18.000 bis 20.000 erhöhen. Dies ergebe sich auf Grundlage der Teile Darnas, die zerstört wurden. Bislang gingen »Regierungsstellen« in Bengasi von über 5.300 Toten in Darna aus. Nach bisherigen Erkenntnissen ist oberhalb der Stadt ein Damm gebrochen. Danach raste eine Flutwelle durch den ungefähr 125.000 Einwohner zählenden Ort und spülte ganze Straßenzüge ins Meer.

Neben Darna sind auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. »Wir brauchen einfach Leute, die die Situation verstehen – logistische Hilfe, Hunde, die Menschen riechen können und sie aus dem Boden holen. Wir brauchen einfach humanitäre Hilfe, Leute, die wirklich wissen, was sie tun«, sagte ein libyscher Arzt, der in einer Klinik nahe Darnas arbeitet, am Mittwoch dem britischen Sender BBC.