LUGA erinnert an Kulturhauptstadt
Als im April 2022 ein Journalist des »Telegraph« ein negatives Fazit über Esch/Alzette als Kulturhauptstadt schrieb, schlug dies naturgemäß hohe Wellen, wie immer dann, wenn etwas von außerhalb an oder in Luxemburg kritisiert wird. Über den Ton solcher Artikel kann man immer streiten, aber den Kern der Kritik kann man durchaus näher beleuchten.
Seit der Vergabe der »Europäischen Kulturhauptstadt« im Jahre 2017 wurde seinerzeit mit großem Aufwand und unter dem ein oder anderen internen Gewitter die Werbetrommel für die Feierlichkeiten geschlagen. Während die offizielle Eröffnungsfeier auf dem Escher Rathausplatz eher gediegen und in der Trabantenstadt Belval schon etwas bunter über die Bühne gingen, sollte der Sommer 2022 »der« Kultursommer der Kulturhauptstadt werden.
Sollte man meinen. Doch irgendwie bekam man damals selbst bei täglicher Anwesenheit in der Minettmetropole nicht so richtig mit, sich in einer der amtierenden Kulturhauptstädte zu befinden. Schnell waren nach der Eröffnungsfeier die Tribünen wieder abgebaut und der Wochenmarkt bekam seinen Rathausplatz zurück. Bis auf ein paar große Fotografien und hier und da ein Logo von »Esch22« im Stadtbild ging alles seinen gewohnten Gang. Die ganze Veranstaltung seinerzeit wirkte elitär und eher lieblos, und vor allem bekam der Durchschnittsbürger wenig davon mit. Die Kulturmenschen waren unter sich, wie man in Luxemburg eben oft gern unter sich ist.
Um dennoch so etwas wie »Volksnähe« einzustreuen, wurde kurzerhand die Konzert-Agenda, etwa der Rockhal oder der sommerlichen Musik-Feste in den Südgemeinden mit unter den Slogan Esch 2022 gepackt, obschon diese Konzerte lang geplant waren und überhaupt nichts mit der Kulturhauptstadt zu tun hatten.
Nun ist die Europäische Kulturhauptstadt Vergangenheit. Dieser Tage schickt sich dafür die luxemburgische Hauptstadt an, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, dies mit der LUGA, der »Luxembourg Urban Garden«, welche noch bis zum kommenden Sonntag an verschiedenen Stellen in der Stadt Luxemburg sowie in Ettelbrück in Gärten und Freizeitanlagen mit einem umfangreichen Programm zum Nachdenken über die Zukunft der Städte anregen will.
Dabei fällt es schwer, überhaupt an die LUGA zu denken, wenn man nicht die Ausstellungsorte oder die Webpräsenz konkret ansteuert. Wer nicht nach solchen Veranstaltungen sucht oder zufällig darauf stößt, dem dürfte es gehen, wie seinerzeit in der Kulturhauptstadt. Wer erinnert sich, außer in der Hauptstadt selbst, in den vergangenen Tagen und Wochen Werbung oder Informationen über die Ausstellung gesehen zu haben? Mal das reklame-beklebte Heck eines Busses? Wie viele Menschen könnten spontan sagen, um was für eine Veranstaltung es sich handelt? Abgesehen davon, daß es in der fragmentierten Gesellschaft dieses Landes ohnehin schwer ist, die Massen für etwas zu begeistern oder zu bewegen.
Es ist halt wie immer alles etwas halbgar aufgetischt. Ein bißchen wie mit der Ausschilderung von Umleitungen: Wer sich auskennt, weiß eh, wo er hin muß. Vielleicht aber ist man hier im Süden auch schon zu weit weg von der Musik und vielleicht ist es eben das bereits erwähnte jenes elitäre unter sich sein in einer zu abstrakt gehaltenen Thematik, während die meisten Menschen ohnehin andere Prioritäten haben.