Was ist Kultur im Land der Kulturhauptstadt? »Metal ass keng Musek!«
Das »Metalfestival Kopstal« ist seit mehr als zehn Jahren eine Institution für Freunde der Metal-Musik in Luxemburg und darüber hinaus. Mit schöner Regelmäßigkeit präsentieren die Veranstalter seither ein grandioses Lineup von lokalen und überregionalen Bands der Szene und haben sich damit einen Namen gemacht unter den Fans dieses Genres.
Nachdem Corona bekanntlich allen Kulturschaffenden einen dicken Strich durch ihre Rechnungen machte, waren die Veranstalter umso mehr erfreut, daß, nachdem das eigentliche Festival-Gelände noch immer von der Flut beschädigt ist, die diesjährige Ausgabe des Festivals nach Absprache mit der Gemeinde Strassen beim »Fräiheetsbam« stattfinden sollte, dies am heutigen Samstag. Mit mehr als einem Kilometer Distanz zu den nächsten Siedlungen wäre diese Location ideal gewesen, ohne jemandem akustisch auf die Füße zu treten. Für Spaß und Stimmung war also gesorgt bei Auftritten bekannter hiesiger Bands, wie Desdemonia oder Scarlet Anger, welche auch Musikfans über die Metalszene hinaus hierzulande ein Begriff sein dürften. Auch viele kleinere Bands haben auf solchen Veranstaltungen die Möglichkeit, sich zu zeigen.
Offenbar konnte oder wollte sich die Gemeinde Strassen nicht mehr an die Vereinbarung erinnern. Jedenfalls trudelte den Veranstaltern am Donnerstag eine Absage ins Haus, mit dem schweren Vorwurf, die Gemeinde »belogen« zu haben. Bürgermeister Nico Pundel (CSV) erklärte, er werde sich nicht »ein weiteres Mal belügen lassen« und daß die Veranstalter gestattet bekämen, das Chalet sowie die Toiletten nutzen zu dürfen, mehr nicht. Diese Veranstaltung würde nichts als Unkosten schaffen. »Bei der ersten Beschwerde lassen wir euch dichtmachen«. Pundel erklärte außerdem: »Metal ass keng Musek!«
Während die Veranstalter nun Stand Freitagmittag noch immer auf der Suche nach einer Ersatzlocation waren, formierte sich bei den Musikfreunden in Luxemburg schnell Empörung, insbesondere über die Aussage des Bürgermeisters einer Gemeinde im Land der Kulturhauptstadt 2022, was Musik sei und was nicht.
In den sozialen Netzwerken wurden Bilder geteilt mit Texten, wie etwa »Metal ass (m)eng Musek!«
Die Metalfreunde von nah und fern müssen also wohl am Samstagabend in die Röhre gucken, weil der Bürgermeister einer Gemeinde definiert, was Musik ist und was nicht.
Vielleicht ist die Kulturhauptstadt Esch/Alzette einfach zu weit weg von Strassen, als daß diese Veranstaltung einen Stellenwert im Kulturjahr hätte. Erfreulich: Bereits am Donnerstag meldete sich das Atelier mit einer Solidaritätsbekundung, aber auch dem Hinweis, kurzfristig keinen Platz im Kalender freimachen zu können. So wären die Veranstalter wohl vor den Scherben ihres Festivals stehen geblieben, wenn sich am Freitagnachmittag nicht noch in letzter Minute eine Ersatzlocation im »Home« in Petingen gefunden hätte.