Luxemburg31. Mai 2025

Wie der Strom in die Steckdose kommt:

Das Luxemburger Stromnetz

In Zeiten, wo hochoffiziell verkündet wird, alles was bisher mit Gas und Erdöl erledigt wurde, solle künftig auf Strom umgestellt werden, wird es richtig wichtig, übers Stromnetz Bescheid zu wissen.

Bei der guten alten Cegedel war das noch reichlich einfach. Der Strom als ein Energieträger unter anderen kam aus der BRD über 2x220 kV-Hochspannungsleitungen und wurde im Land verteilt, wobei recht früh drangegangen wurde, Niedrig- und Mittelspannung unterirdisch zu verlegen. Das erspart hierzulande das, was im Ausland, wo das vielfach selbst heute noch nicht der Fall ist, nach einem Sturm immer wieder vorkommt, nämlich den Stromausfall, weil ein Baum beim Umfallen eine Leitung gekappt hat. Tatsächlich sind 99,3 Prozent der Niedrigspannung hierzulande unterirdisch verlegt und 79,5 Prozent der Mittelspannung. Von den 65 und 110 kV-Leitungen verlaufen nur 21,5 Prozent unterirdisch, von den 220 kV-Leitungen gar nur 9,3 Prozent. Wohl ist die Verlegung unterirdisch teurer, aber die Wartung billiger und es gibt weniger Ausfälle, außer ein Baggerfahrer paßt nicht auf. Bei der Cegedel wurde immer wieder gesagt, das sei langfristig billiger, aber wenn es darum geht, kurzfristig mehr für Aktionäre zu erwirtschaften, schaut das rasch anders aus. Das düfte dann auch der Hauptgrund sein, warum die neue 380 kV-Leitung, die eine 220-KV-Leitung aus Deutschland ersetzen soll, nicht unterirdisch geplant wurde, was sicher mit weniger Aufregung möglich gewesen wäre.

Neben dem Cegeld-Netz gab es das Arbed-Netz mit einem 220 kV-Anschluß an Belgien. Das wird heute Industrienetz genannt und bekam eine zusätzliche Verbindung nach Frankreich, wobei die Cegedel-Nachfolgerin Creos bei der Gelegenheit ein leeres Rohr mit vergraben ließ, in das bei Bedarf eine Leitung eingezogen werden könnte. Angesichts der Absicht, alles elektrisch erledigen zu wollen, wäre das wohl mehr als vernünftig.

Das öffentliche und das Industrienetz sind seit jeher in Foetz miteinander verbunden, wobei über diesen Punkt wohl das Industrienetz ganz versorgt werden könnte, wenn die Leitung aus Belgien ausfällt, aber das öffentliche Netz nur höchst teilweise bei einem Ausfall der Lieferungen aus Deutschland. Da dort das Netz immer instabiler wird (wir haben bereits mehrmals berichtet), wäre ein zusätzlicher Anschluß an Frankreich eher sogar sehr dringend.

Nie viel Stromerzeugung im Land

Zwar bekam Echternach schon am 24.10.1886 eine elektrische Straßenbeleuchtung mittels eines kleinen Dampfkraftwerks in Verbindung mit Henri Tudors Bleibatterien, aber dies war nicht der Beginn einer großindustriellen Stromerzeugung.

Selbst das von Tudor initiierte Laufkraftwerk an der Sauer in Rosport wurde erst Ende der 50er Jahre zu 6,5 MW Leistung ausgebaut, aber seit einer Überschwemmung Mitte 2021 ist es ausgefallen.

Im Pumpspeicherkraftwerk Vianden gingen im Winter 1962/63 die ersten 4 Maschinen in Betrieb, ein Jahr danach 5 weitere als Regelkraftwerk im Netz der RWE (Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke), von wo die Cegedel beliefert wurde. Im Herbst 1976 lief die 10. Maschine an, was die erste umkehrbare Pumpturbine war, und im Dezember 2014 folgte die 11. Maschine, die zweite umkehrbare. Damit bietet Vianden 1290 MW Turbinen- und 1040 MW Pumpleistung, wobei das mehr und mehr eingesetzt werden muß als Ausgleich für den heute in Luxemburg erzeugten nicht steuerbaren Flatterstrom durch Wind und Sonne.

Am Fuß der Staumauer oberhalb von Esch/Sauer, die 1958 fertiggestellt war, befinden sich zwei Turbinen von 5,5 MW, die ebenfalls für Spitzenstrom eingesetzt werden, während an den 4 talwärts folgenden Wehren insgesamt 7 Kaplan-Turbinen mit insgesamt 1850 kW installiert wurden.

Ende 1964 gingen dann an den Staustufen Grevenmacher-Wellen mit 7,8 MW und Stadtbredimus-Palzen mit 4,5 MW zwei Laufkraftwerke in Betrieb. Schengen-Apach kam 1995 hinzu mit 4,5 MW.

Überlebt hat das kleine Laufkraftwerk bei Ettelbrück an der Alzette mit 200 kW Leistung, während die übrigen kleinen Laufkraftwerke nach und nach verschwanden, und zwar immer dann, wenn die Anlage hätte erneuert werden müssen.

Die einzig richtig große Anlage, die jemals in Luxemburg funktionierte, war das 375 MW starke Gas- und Dampfturbinenkraftwerk der Twinerg in Esch/Raemerich, die sich aber als Fehlinvestition erwies, weil sie für die Grundlast zu teuer produzierte und für Spitzenlast zu schwerfällig war.

Neuerdings wird auf Sonne und Wind gesetzt. Aktuell sind Photovoltaik-Panele für 590,49 MWp installiert, Ziel für 2030 laut PNEC (»plan national intégré en matière d'énergie et de climat«) sind 1.236 MWp. Windturbinen gibt es mit einer theoretischen Leistung von 213,74 MW, der PNEC wünscht sich 2030 453 MW herbei.

Ob das sinnvoll ist, muß bezweifelt werden. Denn der Wind lieferte 2024 nur 467 GWh (-5,6% gegenüber 2023 mit mehr installierte 5,75 MW), die Photovoltaik 278 GWh (+11,1% gegenüber 2023 mit zusätzlich installierten 153,77 MWp). Dem gegenüber lieferte die Verstromung von Biogas 278 GWh (+57,24%), Wasserkraft lieferte 103,9 GWh (+31,7%), die Leudelinger Müllverbrennung 93,7 GWh (+25,5%) und alle Fernheizwerke zusammen mit Kraft-Wärme-Koppelung 57,9 GWh (+23,9%).

Das alles für einen Gesamtverbrauch im öffentlichen Netz 2024 von 4.918,3 GWh, was 4,2% mehr als im Vorjahr war. Die Zuwachsraten aber sollen ganz andere werden!