Mit jungen Menschen für junge Menschen
Können die Memoiren von Gerd Klestadt dazu beitragen, dass sich die Geschichte wiederholt?
Die Historikerin Dr. Kathrin Mess hat mit Gerd Klestadt in drei Jahren enger Zusammenarbeit das Buch »Noch heute quält mich die Erinnerung…« erschaffen. Beiden ist hier ein wahrhaft literarischer Stolperstein gelungen. Das Prädikat »pädagogisch wertvoll« ist gleichfalls angebracht und dies nicht nur wegen der Mitarbeit von engagierten Schülern des ENAD (Erwachsenenbildung).
Es ist offensichtlich, dass der Gesellschaft die Zeitzeugen des Nazi-Terrors ausgehen werden. Die Zeit kennt keine Gnade und ist zuweilen auch hinterlistig. Umso wichtiger ist es, auch angesichts der bestehenden und schwelenden Konflikte eines sich gerade vor aller Augen zutragenden Genozids die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen.
Junge Menschen haben naturgemäß wenig Affinitäten, wenn es um »längst Vergessenes«, wie die zwei Weltkriege im 20. Jahrhundert geht. Die vielen Videospiele, die sich auch aus monetären Gründen gerne auf die Zeit eben des Zweiten Weltkrieges und die »Nazis« beziehen, allerdings nicht um aufzuklären oder zum Frieden zu ermahnen, sind leider auch nicht hilfreich. Gerd Klestadt und die Autorin aber verfolgen mit dieser Publikation genau dieses Ziel.
Wer zurückblickt, hat eine bessere Aussicht auf die Zukunft
Man möchte nach der Lektüre jedem dieses gewichtige, ja sogar schmerzliche – gemessen an den enthaltenen Fakten – Buch nahelegen. Vor allem aber sollte dieses Werk vom Bildungsministerium als »empfohlene« Materie in die Schulen gebracht werden. Es werden einem als »Mensch, der nie den Krieg gekannt hat«, die Augen geöffnet. Vor dem, was als vergessen gilt und dem, was uns bevorsteht, sollten wir als Gesellschaft erneut bitter versagen.
Was der mittlerweile 92-jährige Zeitzeuge als 13 Jahre junge Knabe erlebt hat, wird sehr umfänglich und detailliert beschrieben. Man mag sich nicht vorstellen, wie ein Mensch mit solchen Erinnerungen überhaupt leben kann. Und es ist kein Einzelschicksal. Gerd Klestadt hatte viele Leidensgenossen. Nicht viele von ihnen, die überlebt haben, hatten die Kraft, sich der schmerzhaften Vergangenheit zu stellen und Kraft ihrer Erinnerungen andere zu ermahnen.
Gerd Klestadt, der regelmäßig in Schulen mit jungen Menschen spricht und trotz seines hohen Alters Konferenzen nicht scheut, wurde am 10. Dezember in der Abtei Neumünster mit der Buchverstellung geehrt.
Der Sitzungsaal war proppenvoll, die Performance der ENAD-Schüler sehr überzeugend, und viele verharrten gemeinsam beim seitens der Stadt Luxemburg angedienten Ehrenwein, um den kurzweiligen Abend noch einmal Revue passieren zu lassen.

