Zweijahresbericht der Pflegeversicherungskontrolleure:
Pandemie drückte Erfolgsbilanz
Im Sozialversicherungsministerium am hauptstädtischen Rousegärtchen wurde am Donnerstag der Zweijahresbericht (Frühjahr 2020 bis Frühjahr 2022) der Administration d'évaluation et de contrôle de l'assurance dépendance (ACE) präsentiert. Es ist der zweite Zweijahresbericht seit 2018, als die 1999 eingeführte staatliche Pflegeversicherung umfassend reformiert und ihr Leistungsangebot erweitert wurde. Neben Ressortchef Claude Haagen nahmen die medizinische Direktorin der AEC, Dr. Nathalie Rausch, ihr Vize Dr. Jacques Lück, Jennifer Olivarez, die die Qualitätssicherungs- und Kontrolleinheit der AEC leitet, sowie Christiane Rollinger, die diese Abteilung berät, an der Pressekonferenz teil.
49 Vorortkontrollen im Berichtszeitraum
Wie Jennifer Olivarez erklärte, führte die Qualitätssicherungs- und Kontrolleinheit der AEC im Berichtszeitraum 49 Vorortkontrollen durch, bei denen die Fälle von fast 200 Leistungsempfängern begutachtet wurden. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das Auftreten eines Druckgeschwürs (Dekubitus) bei bettlägrigen Gepflegten, die Häufigkeit von Stürzen und/oder Schmerzen sowie die Entwicklung des Körpergewichts des Pflegebedürftigen gelegt. Da noch knapp vier von fünf Dossiers jünger als drei Jahre seien, sei ein zeitlicher Vergleich dieser vier Indikatoren noch nicht möglich. Jedoch seien im vergangenen Jahr zum ersten Mal mehr Dossiers weiterverfolgt als neueröffnet worden.
Einfache Hilfsmittel, große Wirkung
Sehr zufrieden, so Christiane Rollinger, seien die allermeisten Leistungsempfänger mit den ihnen in der Regel vom Service Moyens Accessoires (SMA) zur Verfügung gestellten technischen Hilfsmittel. So hätten vier von fünf Leistungsempfängern, denen der SMA einen festen Stuhl in der Dusche installiert hat, erklärt, dies habe ihren Alltag leichter gemacht. 78 Prozent dieser 825 Personen (2020) hätten erklärt, der Duschstuhl sei schnell oder sehr schnell eingebaut worden und sogar 83 Prozent, er sei einfach zu bedienen. Von den meist jüngeren Leistungsempfängern, die einen Aktivrollstuhl erhalten haben, seien 78 Prozent der Meinung, schnell beliefert worden zu sein.
Nachdem der erste Zweijahresbericht der ACE ergeben hat, daß Personenlifter oder Hebehilfen nicht einfach von den Pflegepersonen zu bedienen sind, jede falsche Benutzung aber ein Risiko für den Pflegebedürftigen darstellt, kommt mittlerweile immer ein SMA-Mitarbeiter zur Einweisung nach Hause und der Lifter wird jedes Jahr einer technischen Kontrolle unterzogen.
Lieferschwierigkeiten bei Hilfsmitteln wachsen
Gegenüber dem Vorjahr habe der SMA die Zahl der nach Hause gelieferten Hilfsmittel von 6.679 auf 7.324 gesteigert, so Christiane Rollinger. Inklusive der Selbstabholer komme man auf rund 13.400 ausgegebene Hilfsmittel. Habe es 2019 durchschnittlich 15 Tage von der Bestellung bis zur Lieferung gedauert, so sei die Wartezeit im Jahr 2020 auf 13 Tage gedrückt worden. Im vergangenen Jahr hätten die Coronapandemie und die von der Regierung verhängten Maßnahmen zu ihrer Eindämmung jedoch dazu geführt, daß sich die durchschnittliche Wartezeit wieder auf 18,6 Tage erhöht habe. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, daß der SMA in besonders dringenden Fällen Hilfsmittel binnen 24 Stunden liefert.
Zu den 135 anderen Lieferanten hieß es, im vergangenen Jahr hätten sie 2.542 Hilfsmittel ausgeliefert, nach 2.163 im Jahr 2020. Hier sei das Bild ähnlich. Zwar sei es gelungen, die Quote der innerhalb eines Monats gelieferten Hilfsmittel um 13 Prozent zu erhöhen, gleichzeitig habe sich aber auch der Anteil der Hilfsmittel erhöht, auf die der oder die Pflegebedürftige länger als 100 Tage warten mußte. Wegen der Pandemie sei dieser Anteil 2021 weiter auf nun 18 Prozent gestiegen. Auch die Wartezeit auf Treppenlifte erhöhte sich von 73 Tagen 2020 auf 83 Tage 2021.
Bei Umbaumaßnahmen im Bade- und/oder Wohnzimmer der Pflegebedürftigen arbeitet der ACE eng mit dem Centre de compétence national pour l'accessibilité des bâtiments (ADAPTH) zusammen. Auch hier erhöhte sich die Zeit bis zur Fertigstellung der Arbeiten deutlich: Von sechs Monaten 2019 über acht 2020 auf neun Monate 2021. Die Ursachen hierfür sind die Pandemie und Lieferschwierigkeiten.