Ausland11. Mai 2022

Gegen kapitalistische Ausbeutung und Krieg

18. Kongreß des Weltgewerkschaftsbundes in Rom beendet

von Gerhard Feldbauer

Der 18. Kongreß des Weltgewerkschaftsbundes (WGB) hat am Sonntag in Rom zum Abschluß seiner dreitägigen Beratungen eine neue Führung gewählt. Präsident des WGB ist Mzwandile Michael Makwayiba aus Südafrika, der Zyprier Pampis Kyritsis von der Panzyprischen Arbeitsföderation (PEO) wurde zum neuen Generalsekretär gewählt. Dessen Vorgänger Jorgos Mavrikos von der kommunistischen griechischen Gewerkschaftsfront PAME wählten die Delegierten zum Ehrenvorsitzenden. Cinzia Della Porta von der italienischen Unione sindacale di Base, der Organisation, die den Kongreß ausrichtete, wurde in das neue Sekretariat gewählt, und Pierpaolo Leonardi von der USB übernimmt die Funktion eines Koordinators. Mit der gleichzeitigen Verlegung des Büros des WGB nach Rom wurde die kämpferische Rolle der italienischen Basis-Gewerkschaften gewürdigt. Die PEO, aus der Pampis Kyritsis kommt, ist mit über 83.000 Mitgliedern die stärkste Gewerkschaftsorganisation Zyperns.

An den Beratungen nahmen 435 Gewerkschaftsdelegierte aus 106 Ländern teil. Davon kamen 86 aus Asien, 85 aus Lateinamerika, 83 aus Afrika, 79 aus Europa, 45 aus dem Nahen Osten und sieben aus den USA. Weitere 300 Delegierte waren, bedingt durch Pandemie-Schwierigkeiten, per Live-Streaming zugeschaltet. Mit einer Kranzniederlegung an der Fosse Ardeatine, den Tuffsteinhöhlen bei Rom, hatten die Teilnehmer unter dem Motto »Nein zum Faschismus« der 335 Opfer des Geiselmordes der deutschen SS am 24. März 1944 gedacht.

Generalsekretär Jorgos Mavrikos hob in seinem Bericht hervor, daß die globale Wirtschaftskrise des Imperialismus und die Verschärfung des Kampfes um die Kontrolle über Märkte, der Energieressourcen, der von der NATO ausgehenden Kriegsgefahr, der Militarisierung und der Kriegswirtschaft, die Arbeiter auf der ganzen Welt ständig verschlechternden Bedingungen aussetzt. Die Bekämpfung des Krieges und seiner Ursachen gewinne im Handeln der Gewerkschaften immer mehr an Bedeutung. Der griechische Gewerkschaftsführer verwies darauf, daß die Ursprünge des Krieges in der Ukraine im Expansionsstreben der NATO liegen und daß vor allem die USA, Britannien und Australien diesen Krieg mit ihrer heftigen Propaganda anheizen. Jorgos Mavrikos dankte den weltweit kämpfenden Mitgliedern der im WGB vereinten Gewerkschaften für den Beitrag, den sie in der Klassenauseinandersetzung dazu leisteten. Der WGB müsse seinen Einsatz in den harten Kämpfen zwischen Arbeit und Kapital noch effektiver gestalten, betonte der neue Generalsekretär Pampis Kyritsis.

Die Gewerkschaftsführerin der italienischen USB, Cinzia Della Porta zeigte in ihre Rede auf, daß die kapitalistische Produktionsweise ihre Grenzen erreicht hat, das Weltkapital über keine Wachstumsbedingungen mehr verfügt, deshalb das Ziel sei. »mit militärischer Gewalt Marktanteile, Territorien und Arbeitskräfte zu stehlen«. Daraus ergebe sich die strategische Funktion des WGB und der mit ihm verbundenen Gewerkschaften, gegen den Krieg, gegen Waffenlieferungen, gegen die NATO auf die Straße zu gehen, um die Klassenpositionen, die Rechte von Milliarden Menschen auf der ganzen Welt zu vertreten.

Delegierte aus den USA sprachen von bedeutenden gewerkschaftlichen Prozessen in ihrem Land, die insbesondere im Dienstleistungsbereich – von Amazon bis Starbucks – wichtige Tempowechsel im Herzen des Weltkapitalismus markieren. Afrikanische Teilnehmer berichteten, daß in einer Situation sehr starker sozialer und staatlicher Desintegration in den Gewerkschaften eine Neuformierung stattfindet. Michael Mzwandile Makwayiba, Vorsitzender der National Education, Health and Allied Workers' Union (NEHAWU) und bisheriger Vizepräsident des WGB betonte, daß der von den alten Kolonisatoren ausgebeutete afrikanische Kontinent jetzt »zu einer Herausforderung für den WGB« werde. Letzten Endes gehe es darum, »den Kapitalismus zu stürzen«. Unter stürmischen Beifall beendete Makwayba seine Rede mit dem Kampfruf Nelson Mandelas »Amandla«, der zum Sieg über die Apartheid führte.

Der am 3. Oktober 1945 auf seinem ersten Kongreß in Paris als einheitliche Vertretung der internationalen Gewerkschaftsbewegung gegründete WGB hatte schwer mit den Folgen des Zusammenbruchs der Sowjetunion und sozialistischer Regierungen in Osteuropa zu kämpfen. Diese Rückschläge konnte er mit dem Kongreß in Havanna im Jahr 2005 beenden. In Europa wurden einflußreiche Gewerkschaften für den WGB gewonnen. Im Ergebnis seiner Unterstützung für die Gewerkschaftskämpfe in der Dritten Welt« traten u.a. der COSATU Südafrikas, der Internationale Bund Arabischer Gewerkschaften (ICATU) und der Ständige Kongreß der Gewerkschaftseinheit Lateinamerikas (CPUTAL) dem WGB bei. Eine führende Rolle spielen die kämpferischen Gewerkschaften Griechenlands (PAME), Portugals (CGTP-IN), Zyperns (PEO) und Gewerkschaften oder Gewerkschaftssektoren Frankreichs, Spaniens, und einiger Länder Osteuropas.

Unter Führung des neuen Präsidenten Mzwandile Michael Makwayiba und des Generalsekretärs Pampis Kyritsis werden im neugewählten Sekretariat des WGB Vertreter von Gewerkschaften aus Indien, Griechenland, Brasilien, Panama, Argentinien, Italien, Frankreich, der DR Kongo, Syrien und dem Sudan tätig sein.