Kaleidoskop11. Januar 2025

Dinosaurier lebten wohl früher auf der Nordhalbkugel

von dpa/ZLV

Madison – Die Nordhalbkugel der Erde wurde wohl schon weitaus früher als bisher angenommen von Dinosauriern besiedelt. Darauf weisen rund 230 Millionen Jahre alte Überreste der Art Ahvaytum bahndooiveche und einer noch unbestimmten Spezies hin. Die Dinosaurierfossilien sind fast so alt wie die ältesten Funde auf südlichen Landmassen (233 Millionen Jahre), berichtet ein Forscherteam um David Lovelace vom University of Wisconsin Geology Museum in Madison, USA im Magazin »Zoological Journal of the Linnean Society«.

»Mit diesen Fossilien haben wir den ältesten äquatorialen Dinosaurier der Welt – es ist auch der älteste Dinosaurier Nordamerikas«, erklärte Lovelace hinsichtlich A. bahndooiveche. Die bisherige Annahme sei, daß der Ursprung der Dinosaurier tief in der südlichen Hemisphäre liegt, erläutern die Forscher. Damals bildeten alle Landmassen der Erde den Superkontinent Pangäa, der vor etwa 200 Millionen begann, in einen nördlichen Kontinent (Laurasia) und einen südlichen Kontinent (Gondwana) auseinanderzubrechen.

Während auf dem Gebiet des früheren Gondwana eine Reihe von Fossilien früher Dinosaurier gefunden wurden, gab es keine vergleichbar alten Funde aus niedrigen Breiten (rund um den Äquator) und Laurasia: Zwischen den ältesten gondwanischen Funden und den ältesten bekannten Dinosauriervorkommen in der nördlichen Hemisphäre (Laurasia) lagen ungefähr sechs bis zehn Millionen Jahre.

Mit den rund 230 Millionen Jahre alten Funden wird die Hypothese einer verzögerten Ausbreitung der Dinosaurier aus Gondwana in hohen Breitengraden nun infrage gestellt. Womöglich seien bislang zu wenig zeitlich entsprechende Schichten des früheren Laurasia gut untersucht worden. Demnach ginge die bisherige Hypothese auf eine Stichprobenverzerrung zurück.

Der Name Ahvaytum bahndooiveche stammt aus einer Schoschonensprache und bedeutet »vor langer Zeit« (Ahvaytum) und »Dinosaurier« (bahndooiveche). Er wurde in Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung ausgewählt. Die Forscher bestimmten die neue Art anhand versteinerter Knochen: ein Sprungbein und ein Teil eines Oberschenkelknochens. Datenbankabgleiche ergaben, daß die Fossilien keiner bekannten Dinosaurierart zuzuordnen sind.

Die weitere Analyse erbrachte, daß A. bahndooiveche zu den Sauropodomorpha gehörte, eine der beiden Hauptgruppen der Echsenbeckendinosaurier (Saurischia), aus denen später die Vögel hervorgingen. Außerdem fanden die Forscher Beinknochen einer noch nicht bestimmten Art aus der Gruppe der Vogellinien-Archosaurier in derselben Gesteinsformation, der Popo-Agie-Formation in Wyoming, USA.

Über die Ernährung von A. bahndooiveche können die Forscher nichts sagen, weil keine Schädelknochen vorliegen. Vermutet wird, daß er wie seine nächsten Verwandten Allesfresser war. Sein Auftauchen könnte den Forschern zufolge mit der karnischen Regenepisode zusammenhängen. Vor 232 bis 234 Millionen Jahren regnete es viel, wodurch sich die Ökosysteme auf dem Land und im Meer stark veränderten. Die Entwicklung der Dinosaurier aus Vorformen wird in neueren Studien damit in Verbindung gebracht.