»Verteidiger der Freiheit«
In Rußland, so versichert die die einstmals grün-pazifistische Berliner »tageszeitung« (taz), gibt es »die unabhängigen Medien, die versuchen, der staatlichen Propaganda etwas entgegenzusetzen«. Was schreiben die eigentlich so? Das hier: »Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, daß Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde.«
Wer sagt, daß das doch lupenreiner Nazidreck ist – die Bolschewiken, die den Angriff auf »die Welt« jahrelang vorbereitet haben, der »tatsächliche« Präventivkrieg, der gegen sie geführt wurde –, der muß sich irren, denn dieser schneidige Satz einer Julia Latynina stand am Montag vergangener auf der Webseite der »taz« – in einem Text direkt neben dem Infokasten zu den »unabhängigen Medien«, in dem das Blatt sich dafür auf die Schulter klopft, Autoren der »Nowaja Gasjeta«, die in Rußland nicht mehr erscheint, eine Plattform zu geben. So etwas muß eben einfach in die Welt: »Guderian und Rommel führten die Schlacht direkt an. Nicht so die sowjetischen Generäle.« Und die »stalinistische ›Partisanenbewegung‹« – das war doch nur der »Terror von Stalins Saboteuren« gegen »die örtliche Bevölkerung«.
Nun, da Putin täglich mit Hitler verglichen und der russische Angriff auf die Ukraine mit rasch erworbener Routine ein »Vernichtungskrieg« genannt wird – in einer Zeit also, in der die Relativierung des Nazifaschismus und seiner Verbrechen selbstverständlich geworden ist –, kann so etwas schon mal durchrutschen. Andererseits: Der Text liest sich, als habe sich jemand mit buchstäblich allen rechten Lügen über die Sowjetunion auf eine Tastatur übergeben.
Und vor vier Jahren stand in der »taz«, jene Julia Latynina führe einen »Kreuzzug gegen Linke, Migranten, Menschenrechtler und das allgemeine Wahlrecht«. Aber wen juckt das noch. »Putin verkörpert sowohl Hitler als auch Stalin gleichzeitig« – das ist der Sound, der jetzt zählt.