Kaleidoskop14. September 2023

Zehntausende Menschen in Libyen obdachlos

von dpa/ZLV

Zehntausende Menschen in Libyen haben nach den katastrophalen Überschwemmungen ihr Zuhause verloren. Allein in der besonders schwer betroffenen Hafenstadt Darna seien über 30.000 Menschen obdachlos geworden, teilte die Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf der Internetplattform X mit. Mehrere Tausend weitere seien in anderen Landesteilen betroffen. Rettungskräfte suchten am Mittwoch weiter nach Leichen. Rund 10.000 Menschen gelten als vermißt, nach Angaben der Verwaltung im Osten des Landes kamen mehr als 5.000 Menschen ums Leben.

Der Sturm »Daniel«, der zuvor auch in Griechenland wütete, hatte das nordafrikanische Land mit rund sieben Millionen Einwohnern am vergangenen Sonntag erfaßt. Nahe der Hafenstadt Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel wurden ins Land gespült. Bilder zeigen das Ausmaß der Schäden. Immer mehr Länder bieten ihre Unterstützung an, mittlerweile ist auch ein Hilfsteam der UNO vor Ort.

Ein Sprecher des UNO-Generalsekretärs António Guterres sagte in New York, man arbeite eng mit »lokalen, nationalen und internationalen Partnern« zusammen, um den Menschen in den betroffenen Gebieten dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. Man kooperiere mit den Behörden, um den Bedarf zu ermitteln und bereits laufende Hilfsmaßnahmen zu unterstützen. Neben Darna waren auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen.

Schahats Bürgermeister sprach von rund 20.000 Quadratkilometern überfluteter Gebiete – eine Fläche fast achtmal so groß wie Luxemburg. Die betroffenen Regionen wurden zu Katastrophengebieten erklärt.

Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) teilte mit, es werde zusammen mit anderen Organisationen geprüft, »wie wir unsere Programmarbeit am besten für die von den Überschwemmungen betroffenen Menschen aufstocken können«.

Die schweren Unwetter in der Mittelmeerregion lassen sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich dem Klimawandel zuordnen. In der letzten Woche seien Niederschläge gemessen worden, die es so in Europa noch nie gegeben habe, sagte der deutsche Meteorologe Mojib Latif im Bayerischen Rundfunk. »Ich glaube, wir waren viel, viel zu sorglos, was den Klimawandel angeht.« Dies ändere sich gerade. »Klimawandel bedeutet nicht einfach nur höhere Temperaturen, sondern bedeutet vor allem extremeres Wetter, mehr Schadenspotential und vor allen Dingen auch eine gigantische Herausforderung.« Man könne sich ein Stück weit anpassen, aber es gebe auch Grenzen: »Bei solchen Wassermassen, was wollen sie da noch tun?«

In Libyen war 2011 nach dem durch eine westliche Militärintervention herbeigeführten Sturz von Staatschef Muammar al-Gaddafi ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Land ringen seither mehrere Milizen um Macht und Einfluß. Derzeit kämpfen zwei verfeindete »Regierungen« – eine mit Sitz im Osten des Landes, die andere mit Sitz im Westen – um die Macht. Alle Bemühungen, den Bürgerkrieg beizulegen, scheiterten bisher.