Ausland15. November 2022

Die rote Linie der Geschichte

Die Neue Kommunistische Partei der Niederlande feiert den 30. Jahrestag ihrer Gründung

von ZLV

Viele junge Leute und viele kampferfahrene Kommunisten trafen sich am Sonntag im Zentrum der Stadt Amsterdam, um den 30. Jahrestag der Gründung einer Partei zu würdigen, die eigentlich eine Neugründung ist, die Fortsetzung ruhmvoller Kämpfe und Traditionen der kommunistischen Bewegung in den Niederlanden.

Am 14. November 1992 wurde im Ergebnis langjähriger politischer Debatten die historische Entscheidung getroffen, die Tätigkeit der bisherigen Kommunistischen Partei der Niederlande (CPN) fortzusetzen, und die Partei, die in der Folge des Abbruchs der sozialistischen Entwicklung in der Sowjetunion und in den anderen Ländern Europas sich faktisch selbst aufgelöst hatte, unter dem Namen Neue Kommunistische Partei der Niederlande (Nieuwe Communistische Partij van Nederland, NCPN) neu aufleben zu lassen. Ein wesentlicher Grund für die Beendigung der Arbeit der CPN war die bereits in den 80er Jahren aufgekommene Auffassung, daß unter den sich neu entwickelnden Bedingungen die Existenz einer kommunistischen Partei nicht mehr notwendig sei und man sich ganz auf die Teilnahme an sozialen Bewegungen konzentrieren sollte.

Wie sich bald zeigte, wurde die entstandene Lücke im politischen Spektrum der Niederlande von den herrschenden Kreisen sehr schnell genutzt, um Entscheidungen durchzusetzen, die in der Folge zutiefst negative Auswirkungen auf die soziale Lage vor allem der lohnabhängig Beschäftigten hatten. Zwar hätte die kommunistische Partei – wie auch in den anderen Ländern des »Westens« – diese Entwicklungen nicht verhindern können, aber es fehlte nun auch die politische Stimme, die auf soziale Verschlechterungen hinweist, und eine Kraft, um den Protest dagegen zu organisieren. Deshalb fanden sich bald nach der Auflösung der CPN erfahrene und entschlossene Kommunisten, um die Partei neu zu organisieren und als NCPN neu zu gründen.

Eine wichtige Rolle spielte dabei, daß eine Gruppe von Genossen bereits seit Februar 1983 die Zeitung »Manifest« herausgab, die sich für den Erhalt der marxistisch orientierten Partei einsetzte. Erster Chefredakteur der Zeitung war Will van der Klift, der dann in der neu gegründeten NCPN auch die Wiederherstellung der Beziehungen mit den Schwesterparteien organisierte.

Einen Tag vor ihrem Jahrestag hatte die NCPN am Sonntag Mitglieder und Freunde der Partei zu einer internationalen Konferenz und an einer Feier eingeladen. Auf der Konferenz sprachen Vertreter der kommunistischen Parteien aus Belgien (PCB), aus der Bundesrepublik Deutschland (DKP), aus Griechenland (KKE), Kuba (PCC), Luxemburg (KPL) und der Türkei (TKP) über ihre Erfahrungen beim Aufbau und der Stärkung der Partei. Vor allem junge Genossen, die auch im Jugendverband CJB organisiert sind, waren an dem Thema interessiert.

Bei der Feier am Nachmittag würdigte der Politische Sekretär der NCPN Aris Spanoudis die 30 Jahre, »in denen wir als Partei viele Kämpfe bestritten haben, um die beständigen Angriffe auf das Lebensniveau der Menschen zurückzuweisen, und um diese Welt ein wenig besser zu machen«.

In unseren Tagen, 30 Jahre nach der Neugründung der Partei, zeigten die Entwicklungen, die beständige Verschlechterung des Lebens der arbeitenden Menschen, die Notwendigkeit der Existenz einer kommunistischen Partei. Die Partei habe sich in Klassenkämpfen bewährt, sei gestärkt aus ihnen hervorgegangen, hieß es in dem Resümee. Die NCPN sei auch ein fester Bestandteil der internationalen kommunistischen Bewegung geworden, und die enge Zusammenarbeit mit den Bruderparteien DKP und KPL sei dabei von besonderer Bedeutung.

Die Geschichte der NCPN beruft sich auch auf die Tätigkeit der aufgelösten CPN. Durch diese lange Geschichte ziehe sich ein roter Faden, sagte der Festredner: »der unermüdliche Kampf gegen jede Art von Ungerechtigkeit«.

Als Vertreter der KPL wies Uli Brockmeyer auf die lange Geschichte der kameradschaftlichen Zusammenarbeit luxemburgischer und niederländischer Kommunisten. Dazu gehöre, daß bereits im Jahr 1920 die niederländischen Kommunisten Ketche und Wilhelm van Schaik in Beles die ersten marxistischen Bildungskurse organisiert hatten. Beide waren auch am Gründungskongreß der KPL am 2. Januar 1921 aktiv beteiligt. Und beide wurden Ziele der antikommunistischen Repression der Luxemburger Regierung nach dem gescheiterten Streik der Bergarbeiter im März 1921, als Ketche und Wilhelm van Schaik, zusammen mit italienischen und deutschen Mitgliedern der KPL, aus Luxemburg ausgewiesen wurden.