Ende einer Maskerade
Georgia Meloni trennt sich nach sexistischen Ausfällen von ihrem Lebensgefährten
In den italienischen Medien macht ein Skandal um Andrea Giambruno Schlagzeilen, der zehn Jahre der Lebensgefährte der derzeitigen faschistischen Ministerpräsidentin Georgia Meloni war und mit dem sie eine siebenjährige Tochter hat. Über sie sei ein regelrechter Tsunami hereingebrochen, heißt es in den Medien. Die Tageszeitung »La Repubblica« räumte dem Thema ganze fünf Zeitungsseiten ein.
Die satirische TV-Show »Striscia la Notizia« der Talkshow »Diario del giorno« des »Canale 5« des Mediaset-Konzern der Familie des verstorbenen Silvio Berlusconi brachte geheim aufgenommene Gespräche Giambrunos bei der Arbeit in der Redaktion, in denen von »flotten Dreiern« und »flotten Vierern«, also sexuellen Begegnungen mit mehreren Partnern, die Rede ist. Danach soll er wiederholt zweideutige Witze und sexistische Bemerkungen gemacht haben. So soll er zum Beispiel Kolleginnen aufgefordert haben, an sexuellen Begegnungen mit mehreren Partnern teilzunehmen.
Bereits im August war Giambruno des »Victim Blaming« – der Täter-Opfer-Umkehr –beschuldigt worden, wegen beleidigender Äußerungen in einer Sendung, die er nach der Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Palermo gemacht hatte. Er wurde mit der frauenfeindlichen Aussage zitiert: »Wenn eine Frau sich nicht betrinkt, meidet sie der Wolf« (womit Vergewaltiger gemeint waren). Damals schritt Giorgia Meloni noch ein und stellte klar, daß die Aussagen ihres Partners nicht als Rechtfertigung für Vergewaltigungen zu sehen seien. Als der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach Zweifel an der Zukunft Italiens als Urlaubsland äußerte, mischte sich Giambruno mit Schimpftiraden gegen den SPD-Politiker in die Politik der Premierministerin ein: »Wenn es dir nicht paßt, bleib zu Hause«, sagte er in Richtung Lauterbach. Für ihn sei es »keine Nachricht, wenn es im Sommer warm ist«.
»Herr Meloni«, wie er zuweilen genannt wurde, war außerdem mit herabwürdigenden Äußerungen über in Italien ankommende Flüchtlinge aufgefallen, die mit Tieren verglich.
Während Giorgia Meloni bisher schwieg räumte sie am Freitag laut der staatlichen Nachrichtenagentur ANSA ein, »unsere Wege haben sich schon lange getrennt« und meinte, es sei nun »an der Zeit, dies zur Kenntnis zu geben«.
Damit bricht eine weitere der Maskeraden der rechtslastigen Premierministerin zusammen. Denn mit Giambruno, der mit einem Posten bei einem Media-Sender des Milliardärs und früheren faschistischen Premiers Berlusconi untergebracht worden war, hatte sie sich bemüht, ihr faschistisches Leitbild zu kaschieren und ihn nach ihrer Wahl im September 2022 als Roms »Primo Gentiluomi« vorgestellt. Nach ihrer Darstellung sei »ein Linker« ihr Lebensgefährte, mit dem sie »über Schwule, ethische Fragen, die Legalisierung weicher Drogen streite«, sie aber »ein glückliches Paar« seien.
Einfach so abservieren wollte sie ihn dennoch nicht und sagte: »Ich danke Andrea Giambruno für die wunderbaren Jahre, die wir zusammen verbracht haben und für die Schwierigkeiten, die wir in der Vergangenheit gemeinsam bewältigt haben. Und dafür, daß er mir das Wichtigste in meinem Leben geschenkt hat, nämlich unsere Tochter Ginevra«. Wer erinnert sich noch daran, daß Giorgia Meloni mit dem Slogan »für Gott, Familie und Vaterland« für sich und ihre Partei in den Wahlkampf gegangen ist?
Andererseits hatte sie als Sport- und Jugendministerin in der Regierung Berlusconi (2008- bis zu seinem Sturz 2011) die frauenverachtenden Sex-Orgien ihres Mentors offenbar wohlwollend geduldet. Wie ASNSA nun meldete, wurde Andrea Giambruno inzwischen von der Moderation seiner Sendung »Diario del giorno« bei Mediaset suspendiert.