Kaleidoskop22. November 2024

Ex-Minister nach Bahnhofsdacheinsturz in Serbien festgenommen

von dpa/ZLV

Novi Sad – Fast drei Wochen nach dem Einsturz des Bahnhofsvordachs im serbischen Novi Sad haben die Behörden elf Menschen festgenommen, unter ihnen der nach dem tödlichen Unglück zurückgetretene Bauminister Goran Vesić. Das berichtete der serbische Rundfunk RTS. Gegen die Festgenommenen werde wegen schwerer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft im nordserbischen Novi Sad mit. Sieben von ihnen würden außerdem unsachgemäß ausgeführte Bauarbeiten zur Last gelegt. Für die genannten Straftaten drohen zwischen zwei und zwölf Jahren Haft, hieß es in der Mitteilung weiter.

Die Staatsanwaltschaft nannte keine Namen und veröffentlichte lediglich die Initialen. RTS berichtete jedoch, daß unter den Festgenommenen Ex-Minister Vesić, eine hohe Ministerialbeamtin sowie zwei Spitzenbeamte der serbischen Eisenbahnen seien. Vesić bestritt jede strafrechtliche Verantwortung. Er sei auch »nicht verhaftet« worden, schrieb er auf X, sondern habe sich »den Behörden zur Verfügung gestellt«, um zu beweisen, daß er keine strafrechtliche Verantwortung trage.

Am 1. November war das Vordach des Hauptbahnhofs von Novi Sad eingestürzt. Die Trümmer hatten Dutzende Menschen unter sich begraben. 15 von ihnen starben, zwei weitere Schwerverletzte schweben immer noch in Lebensgefahr.

Nach dem Unglück gab es in Serbien Demonstrationen. Die Protestierenden forderten unter anderem den Rücktritt des Regierungschefs und des Bürgermeisters von Novi Sad. Abgeordnete der Opposition blockierten am Mittwoch zudem den zweiten Tag in Folge die Gebäude von Staatsanwaltschaft und Gerichten in Novi Sad und forderten eine Beschleunigung der Ermittlungen.

Der Hauptbahnhof der zweitgrößten Stadt Serbiens war erst im Juli nach dreijähriger Renovierung wieder voll in Betrieb gegangen. Die serbische Eisenbahngesellschaft erklärte, das eingestürzte Außendach sei nicht Teil der Renovierungsarbeiten gewesen.