Leitartikel23. August 2022

Krisenlösung auf dem Rücken der Luxair-Beschäftigten?

von Ali Ruckert

Auch wenn viele Fluggäste von LuxairTours es in der Vorfreude auf den Urlaub nicht zur Kenntnis nahmen: Gleich zu Beginn der Sommerschulferien hatten die Gewerkschaften in einer öffentlichen Stellungnahme darauf aufmerksam gemacht, dass der hohe Arbeitsrhythmus und die größere Flexibilität, denen das Boden- und Flugpersonal von Luxair ausgesetzt sind, zu permanentem Stress, Überbelastung und vermehrten Krankmeldungen geführt haben.

Als direkter Auslöser dieser Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei Luxair wird die Corona-Krise und deren Auswirkungen genannt. Den Gewerkschaften gelang es zwar, direkte Entlassungen aus wirtschaftlichen Gründen zu verhindern, nicht aber der Abbau von 600 Arbeitsplätzen, der unter anderem über die Vorruhestandsregelung, die Übernahme von Personal durch den Staat und die Abwanderung von Beschäftigten in andere Wirtschaftsbranchen erfolgte, darunter der Logistikbereich.

Allein mit dem Finger auf Corona und die damit einhergehende Reorganisation der Arbeitsverhältnisse zu zeigen, wäre aber zu kurz gegriffen, denn die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen hat ja nicht erst mit der Pandemie begonnen.

Die Ursachen für die Misere, die sich gegenwärtig im Flugbereich im Allgemeinen und bei Luxair im Besonderen abspielt, liegen ursprünglich – wie das die KPL bereit vor langer Zeit richtig analysierte – in der Deregulierungs- und Liberalisierungspolitik, die in den 1990er Jahren von der EU mit dem Brecheisen durchgesetzt wurde. Der Konkurrenz- und Verdrängungswettbewerb der folgte, und der auch die Luxair heftig durchrüttelte, wurde nicht zuletzt über die Lohnpolitik auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen.

Für viele mag es ewig her sein, aber jene Beschäftigten, die seit längerem bei Luxair arbeiten, dürften sich daran erinnern, dass die Direktion, nachdem sie den Gewerkschaften seit 2008 Nullrunden bei Kollektivvertragsverhandlungen aufgedrückt hatte, 2013 eine Senkung der Lohnmasse von 1,3 Milliarden Euro durchsetzte.

Viel rezenter, im Jahr 2020, hatte die Luxair-Direktion sogar damit gedroht, die sozialen Errungenschaften aus 40 Jahren abzuschaffen. Soweit kam es dann doch nicht, weil die Gewerkschaften ein Streikkomitee gebildet hatten und daraufhin die meisten der angedrohten Verschlechterungen zurückgenommen wurden. Federn lassen mussten die Beschäftigten dennoch, denn als Gegenleistung für den »Plan de maintien dans l’emploi« wurden die Löhne bis zum 31. Dezember 2023 eingefroren.

Das geschah mitten in der Corona-Krise vor zwei Jahren, aber inzwischen sind die Passagiere zurück, und der Sommerflugplan verspricht ordentliche Gewinne, welche die Direktion offenbar durch einen noch höheren Arbeitsrhythmus und noch größere Flexibilität der Beschäftigten maximieren will.

Abgesehen davon, dass es wichtig wäre zu wissen, ob das auch der staatliche Hauptaktionär so sieht, (wo bleiben da die fleißigen Schreiber parlamentarischer Anfragen?), ist die Frage zu klären, ob die Beschäftigten, die bisher für eine Krise bezahlen, die sie nicht verschuldet haben, und über deren Gesundheit und Einkommen diese Profitmaximierung erfolgen soll, das hinnehmen werden?

Erfordert sind nicht nur schnelle Lösungen, um die Überbelastung der Beschäftigten zu reduzieren und die Flexibilisierung zurückzufahren, sondern auch, wie das die Zentralsekretärin des OGBL aus dem Bereich zivile Luftfahrt betonte, finanzielle Kompensationen.

Denn es darf nicht sein, dass 2022 und 2023 die Gewinne von Luxair steigen, die Reallöhne der Beschäftigten aber sinken werden.