Dieser Kelch geht nicht an Luxemburg vorüber
Im seinem Konjunkturflash von Juli 2025 stellt das Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien Statec fest, dass im ersten Halbjahr 2025 die Zunahme des Stromverbrauchs im Vergleich zu 2024 geringer ausfiel, und während der letzten Monate sogar ein Rückgang zu beobachten gewesen sei.
Das Statec kommt zur Schlußfolgerung, dass die Preiserhöhungen für Privatkunden zu Beginn des Jahres eine, wenn auch begrenzte Rolle beim rückläufigen Stromverbrauch gespielt haben dürften.
Das ist eigentlich alles andere als eine Überraschung, denn es war vorauszusehen, dass die Entscheidung der Regierung, die Subventionierung der Netzkosten für Gas vollständig einzustellen und die für Strom deutlich herunterzufahren, einen Sparreflex bei den Lohnabhängigen und Rentnern auslösen würde.
Hinzu kommt, dass infolge der neuen, für die Mehrheit der Schaffenden undurchsichtigen Tarifstruktur von Creos noch einmal draufgezahlt werden musste – auch von den sogernannten »Mittelschichten«, die es sich leisten konnten, schnell auf subventionierte Wärmepumpen und E-Autos umzustellen und nun dafür bestraft werden.
Während der gleichen Zeitspanne wurden aber auch viele Lebensmittel, nicht zuletzt wegen höherer Energiekosten, erneut teurer, so dass viele kleine und mittlere Einkommensbezieher, die einen höheren Teil ihres Einkommens dafür ausgeben als Besserverdiener, die Notbremse ziehen mussten, um sich nicht zu verausgaben.
Wenn Gas und Strom für den Endverbraucher teurer werden und Löcher in der Haushaltskasse hinterlassen, ist das allerdings nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Regierung beschloss, die Energiepreisgrenze wegfallen zu lassen.
Die kapitalistischen Energiekonzerne wollen bekanntlich nicht nur Profite, sondern immer höhere Profite machen, an den Börsen, aber auch außerhalb, denn der größte Teil der Strom- und Gasgeschäfte wird außerhalb von Börsen abgewickelt, wobei nicht nur wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen.
Ein Beispiel dafür ist die jüngste Entscheidung der EU-Kommission, den USA innerhalb von drei Jahren für mindestens 750 Milliarden Dollar fossile Energieträger abzukaufen, darunter auch das dreckigste Gas das man bekommen kann – Frackinggas.
Es mag Träumer geben, die sich wünschen dürften, dieser Kelch werde an Luxemburg vorübergehen, aber selbst die ansonsten aggressiven »Gnome« im »Luxemburger Wort« kommen inzwischen nicht mehr daran vorbei, ihren Lesern einzugestehen, dass »der Strompreis hoch ist, weil LNG-Gas teurer ist als russisches Pipelinegas«.
Es gehörte lange vor dem Ukrainekrieg zu den strategischen Zielen der USA, die Europäische Union von russischem Erdöl und Pipelinegas abzukoppeln und den Bau der Nordstream-Pipelines zu verhindern, beziehungsweise zu erreichen, dass sie nicht in Betrieb gehen, was mit dem Ukraine-Krieg wortwörtlich explosionsartig geschah.
Die Regierung in Luxemburg wie die Regierungen quasi aller EU-Länder ließen sich von den USA erpressen und ordneten sich unter.
Statt sich mit den Russen an den Verhandlungstisch zu setzen und an Lösungen zu arbeiten, welche die Interessen aller Seiten berücksichtigen würden, koppelte man sich vom billigen russischen Pipelinegas ab und ließ sich zu einem Konfrontationskurs treiben, der schwere wirtschaftliche Schäden nach sich zieht, die gesellschaftlichen Krisen auf allen Ebenen verschärft und das Risko eines Krieges in sich birgt.
Wir alle bezahlen gegenwärtig die Zeche für diese völlig irrsinnige Strategie, und die Fahnenstange ist längst nicht erreicht.