Ausland09. Dezember 2023

Ungleichheit bekämpfen, Klima schützen

Zur COP28 hat Oxfam über die Verursacher von CO2-Ausstoß geforscht

von Greta Ruge

In Dubai startete am Donnerstag vergangener Woche die Weltklimakonferenz der UNO. Politiker, Lobbyisten und Umweltaktivisten treffen sich für zwei Wochen in einem Land, das seinen Reichtum fossilen Brennstoffen verdankt. Gerade die Nutzung dieser Ressourcen steht dem erklärten Ziel der Konferenz jedoch entgegen. Eine wesentliche Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel und dessen Folgen wäre die schnelle und massive Reduktion von CO2-Emissionen, die zu großen Teilen bei der Verbrennung von Öl und Gas entstehen.

Im Vorfeld der Konferenz publizierte Oxfam eine Studie, die aufzeigt, daß vor allem die Superreichen für die CO2-Emissionen auf unserem Planeten verantwortlich sind. Die Auswirkungen sind vor allem in den Ländern des Globalen Südens spürbar. Menschen mit geringem Einkommen leiden hier wie dort am stärksten unter den Umweltfolgen. Klimawandel und soziale Ungleichheit – dies sind laut der Studie die wesentlichen Herausforderungen unserer Zeit und sie befeuern sich gegenseitig.

Steigende Mieten und Lebensmittelpreise sind nicht nur in den EU-Ländern zu beobachten. Sie sind ein globaler Trend und laut der Studie auch eine Folge von Klimaveränderungen, Wassermangel und schlechteren Ernten. Bei gleichzeitig steigenden Unternehmensgewinnen und einer zunehmenden Anhäufung von privaten Vermögen öffnet sich weltweit die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter.

Das reichste eine Prozent der Menschheit ist für ebenso viel CO2-Ausstoß verantwortlich wie die ärmsten 66 Prozent, weist die Studie nach. Die Superreichen verursachen 22 Mal so viel CO2-Emissionen wie für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels zulässig wäre. Im Vergleich dazu produziert die ärmere Hälfte der Menschheit nur ein Fünftel der zulässigen Menge.

Nicht nur mit ihrem Konsumverhalten, ihren Privatjets und ihren Jachten, sondern auch mit ihren Investitionen in umweltschädliche Industrien schaden Superreiche dem Planeten und den Menschen, so Oxfam. Dank ihres Einflusses auf Medien und Politik erhalten sie ein System der Ausbeutung von Mensch und Natur aufrecht.

Sie selbst können sich mittels ausreichender finanzieller Mittel vor den Folgen ihres Handelns schützen. Auf der anderen Seite stehen Menschen mit geringem Einkommen, vor allem Frauen und Indigene, die kaum Zugang zu Hilfen gegen die Auswirkungen des Klimawandels und eine geringere Lebenserwartung haben.

Oxfam geht für das Jahr 2019 von 1,3 Millionen zusätzlichen Hitzetoten allein durch den CO2-Ausstoß der Superreichen aus. Die Ergebnisse der Studie zeigen, daß die Ungleichheit zwischen den Ländern im Globalen Süden und im Globalen Norden durch den Klimawandel um ein Viertel größer ist, als sie es ohne diesen menschengemachten Eingriff in die Natur wäre.

Oxfam kommt zu dem Fazit, daß eine massive Verringerung der Ungleichheit, effektive Klimaschutzmaßnahmen und eine fundamentale Veränderung des bestehenden, ausbeuterischen Wirtschaftssystems hin zu einer auf das Wohl unseres Planeten und der Menschen ausgerichteten Politik notwendig ist.

Dem entgegen stehen die Industriestaaten und Großunternehmen, die sowohl die Klimakrise als auch die Ungleichheit vorantreiben. Sie tragen eine historische Verantwortung aufgrund der Kolonialgeschichte und ihres eigenen immensen Anteils an dem bis heute weltweit ausgestoßenen CO2. Nicht zuletzt aufgrund dieser Ausbeutung anderer Länder und der Natur verfügen sie über die finanziellen Mittel für eine Kehrtwende.

Eine der einfachen Lösungen zur Bereitstellung der notwendigen Mittel läge in einer Besteuerung von Vermögen, Übergewinnen und Spitzeneinkommen, mit der nach Berechnungen von Oxfam neun Billionen US-Dollar pro Jahr eingenommen werden könnten. Eine entsprechende Umverteilung würde effektiven Klimaschutz und den Schutz vor den Folgen des nicht mehr vermeidbaren Klimawandels ermöglichen.