Aus den Betrieben11. Mai 2021

Nach dem Abbau von 200 Arbeitsplätzen

Guardian kündigt Investitionen in einen neuen Glasofen in Niederkerschen an

Standort Düdelingen wird ganz aufgegeben

von Ali Ruckert

Erst setzte der USA-Konzern Guardian seinen Glasofen in Düdelingen außer Betrieb und baute 200 Arbeitsplätze ab, dann ließ das Unternehmen die 400 verbliebenen Beschäftigten lange zittern, bevor gestern im Wirtschaftsministerium angekündigt wurde, der Glasofen in Niederkerschen, dessen Lebensdauer 2022 zu Ende gehen wird, werde durch einen neuen, modernen Ofen ersetzt. Das hatten der OGBL und die Personaldelegation, auch in getrennten Unterredungen mit Wirtschaftsminister Fayot und dem Generaldirektor Guus Boekhoudt, mit Nachdruck gefordert.

Die Gewerkschaft und die Belegschaftsvertreter hatten hart streiten müssen, um zu verhindern, dass über einen Sozialplan 200 Beschäftigte sofort auf die Straße gesetzt würden.

Sie hatten schließlich nach mehreren Protestaktionen, während denen die KPL ihre Solidarität bekundet hatte, statt eines Sozialplans einen »Plan de maintien dans l’emploi« durchgesetzt mit Vorruhestandsregelungen für 60 Beschäftigte, freiwilligen Abgängen und der Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen. Auch hatten sie die Beschäftigten bei ihren Bemühungen, neue Arbeitsverhältnisse zu finden, tatkräftig unterstützt. Damit wurde wohl der Abbau von 200 Arbeitsplätzen in der Glasindustrie nicht verhindert, aber die Folgen für die Beschäftigten, deren Arbeitsplätze abgebaut wurden, konnten abgemildert werden.

2018 waren noch große Investitionen in Luxemburg angekündigt worden, die aber ausblieben, da der Konzern, um die »shareholder value« für die Aktionäre zu erhöhen, in Ungarn und Polen statt in Luxemburg investiert hatte. Die Gründe: Dort waren die Arbeitskräfte billiger, die Energiepreise niedriger, die Umweltauflagen weniger streng und die nationalen Investitionsbeihilfen und EU-Subventionen höher.

Die Folge: In Düdelingen wurde der Glasofen stillgelegt, so dass der Ofen aus Niederkerschen während der vergangenen Monate die Beschichtungsanlagen für Floatglas in Niederkerschen und Düdelingen belieferte.

Das wird spätestens vorbei sein, wenn der neue Glasofen in Niederkerschen, der viel energieeffizienter sein und eine Tagesproduktion von 600 Tonnen haben wird,  in Betrieb gehen soll. Gestern kündigte der Vizepräsident von Guardian Glass und Generaldirektor von Guardian Europa, Guus Boekhoudt, an, dass der Konzern den Standort Düdelingen ganz aufgeben wird.

Damit ist zu erwarten, dass die Produktivität deutlich gesteigert werden kann. Ob es parallel dazu auch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne geben wird, für die sich die Gewerkschaft einsetzt, wird sich erst zeigen müssen.

Positiv, zumindest für die Aktionäre, wird sich auswirken, dass Guardian Investitionsbeihilfen für den neuen Glasofen bekommen wird, wie Wirtschaftsminister Fayot gestern bestätigte. Wie hoch sie sein werden, ist zu diesem Zeitpunkt ebenso wenig bekannt wie der Umfang der Investition in den neuen Glasofen, welche der Konzern vornehmen will.