Nach dem Konkurs von Liberty Steel in Düdelingen
Türkischer Stahlkonzern Tosyali Holding als potentieller Käufer zurückbehalten
Diese Woche wurde bekannt, dass der Insolvenzverwalter in Sachen Liberty Steel, Rechtsanwalt Olivier Wagner, eines von mehreren Kaufangeboten für das Werk in Düdelingen, in dem bis 2021 Flachstahl verzinkt wurde, zurückbehalten hat.
Bei dem potentiellen Käufer soll es sich um die Gruppe Tosyali Holding handeln. Sie ist im Besitz der türkischen Industriellenfamilie Tosyali, die seit Jahrzehnten ein enger Verbündeter des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seiner AKP-Regierungspartei ist und entsprechend vom türkischen Staat gefördert wird, zum Beispiel bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.
Tosyali Holding ist der größte türkische Stahlproduzent. Ihm gehören mehr als drei Dutzend Stahlbetriebe auf drei Kontinenten, darunter ein Stahlunternehmen in Algerien, dessen Produktionsanlagen vollständig mit Wasserstoff betrieben werden. Der Konzern agiert aber auch in weiteren Wirtschaftsbereichen und produziert unter anderem für den Militärkomplex der Türkei.
Wie verlautet soll die Tosyali Holding, die sich seit längerem um den Kauf von zusätzlichen Produktionsanlagen in Europa bemüht, inzwischen eine Niederlassungserklärung beim Wirtschaftsministerium eingereicht haben. Die im Ministerium angesiedelte Kommission für den Zugang zu Gewerbegebieten wird diesen Antrag zu begutachten haben, da das Grundstück, auf welchem sich das Werk in der Industriezone Wolser in Düdelingen befindet, im Besitz des Staates ist. Erst anschließend werden das Wirtschafts- und das Finanzministerium eine definitive Entscheidung fällen. Erfordert sein wird darüber hinaus eine Genehmigung des Handelsgerichts.
Wann das alles geschehen wird, ist bisher ebenso wenig gewusst wie der Zeitpunkt, zu welchem am Düdelinger Standort wiederum Stahlprodukte hergestellt oder verarbeitet werden könnten, welche Investitionen erfolgen werden und auf welche Weise die von ehemals 300 Beschäftigten verbliebenen 140 hochqualifizierten Stahlarbeiter, die seither viel durchgemacht haben, übernommen werden.
Die Verzinkungsanlage für Flachstahl war bis 2019 im Besitz des Stahlimperiums von Mittal, bevor der Betrieb in den Besitz der Familienholding des britisch-indischen Stahlbarons Sanjeev Gupta kam. Der verzockte sich mit Spekulationsgeschäften, so dass seine unter dem Namen Liberty Steel zusammengekauften Stahlbetriebe in Konkurs gingen, darunter auch das Werk in Düdelingen, in welchem Gupta die großspurig versprochenen Investitionen nie tätigte.