Ausland

Tausende Angriffe

Ein Jahr Bomben-krieg der USA im Irak und in Syrien : Attacken werden aus-geweitet

Angriffe der Luftwaffe der USA starten auch vom Flugzeugträger »USS Nimitz« 


Vor einem Jahr, im August 2014, hatten die USA-Streitkräfte mit einer selbsternannten »Koalition der Willigen« damit begonnen, IS-Stellungen im Irak zu bombardieren. Im September 2014 wurden die-se Angriffe auf IS-Stellungen in Syrien ausgeweitet. In 351 Tagen wurden bisher 5.866 Angriffe geflogen, davon 3.591 im Irak und 2.275 in Syrien. Dabei wurden 16.931 Bomben und Raketen abge-schossen, rund 15.000 IS-Leute sollen getötet worden sein, darüber hinaus verloren mindestens 1.247 Zivilisten ihr Leben. Weder der IS noch andere als »Terrororganisationen« gelistete Kampfverbände im Irak und in Syrien wurden durch die von den USA geführte »Anti-IS-Allianz« gestoppt.

Rußland hat die nun offiziell von USA-Präsident Barack Obama genehmigten Luftangriffe zum »Schutz« der von den USA selbst ausgebildeten »moderaten Rebellen« in Syrien kritisiert. Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete die Angriffe als »kontrapro-duktiv« und forderte ein sofortiges Ende der ausländischen Intervention in Syrien. Lawrow war bei einem Treffen mit Au-ßenministern des Golfkooperationsrates in Doha auch mit USA-Außenminister John Kerry und dem saudischen Außenminister Adil al-Jubair zusammengetroffen.

Ziel des Treffens war in der Syrien-Frage zu einer Zu-sammenarbeit zu kommen. »Ich glaube nicht, daß es mir gelungen ist, die Haltung der USA ins Wanken zu bringen« , räumte Lawrow ein. »In dieser Frage gehen unsere Meinungen offensichtlich auseinander.« 

Unbestätigten Berichten zufolge sollen die USA bereits am vergangenen Wochenende erstmals Drohnenangriffe von der Türkei aus gegen syrisches Territorium geführt haben. Ziel sollen Stellungen der Nusra-Front gewesen sein, die in der vergangenen Woche eine Gruppe der von den USA-gesponserten »Neuen Syrischen Armee« angegriffen und bis zu acht in den USA ausgebildete Soldaten gefangengenommen hatten. Die USA-Luftwaffe habe mit Drohnen zu deren Schutz eingegriffen, hieß es im Fernsehsender CNN. Der Sender hatte auch berichtet, daß Obama offiziell Luftangriffe in Syrien genehmigt habe, »auch gegen die syrische Armee« , sollte diese es wagen, die USA-Verbündeten anzugreifen.

Man werde »nicht über Details des militärischen En-gagements sprechen« , erklärte Alistair Baskey, Sprecher des beim Weißen Haus angesiedelten Nationalen Sicherheitsrates. Allerdings seien die in den USA ausgebildeten Kämpfer »mit umfassender Feuerkraft zu ihrem eigenen Schutz unterstützt worden« .

Die Nachrichtenagentur dpa meldete am Dienstag, daß erneut sechs der in den USA ausgebildeten Krieger in der Provinz Idlib von der Nusra-Front entführt worden sein sollen.

Bisher hatte die USA-Armee nur grünes Licht für Angriffe gegen den selbst ernannten »Islamischen Staat« (IS). Sollten USA-Kampfjets syrische Re-gierungstruppen angreifen, die unter dem Oberbefehl des legitimen Präsidenten Baschar al-Assad stehen, handele es sich um einen »Angriff auf einen sou-veränen Staat« , der nur vom UNO-Sicherheitsrat genehmigt werden könne, stellte der russische Nachrichtensender »Russia Today« fest.
 »Erfreut« über die Ent-scheidung von Obama zeigte sich der republikanische Senator John McCain, der seit Beginn der Unruhen in Syrien die Bewaffnung von Kampfgruppen gefordert und – von Libyen aus – betrieben hatte, um den Sturz von Präsident Baschar al-Assad zu forcieren.

Unklar sind weiterhin die Umstände, die am Wochen-ende zum Absturz eines syri-schen Kampfjets über der Stadt Ariha in der an die Tür-kei grenzenden Provinz Idlib geführt haben. Die Stadt und die Provinz waren im März von der islamistischen »Armee der Eroberung« regelrecht überfallen worden. Diese »Armee« , die auch von der Nusra-Front unterstützt wird, ist ein von Saudi Arabien, Katar und der Türkei gesponsertes »Joint Venture« . Ihr Auftrag ist es, der syrischen Armee vernichtende Verluste zuzufügen, um die Regierung in Damaskus zu stürzen.

Um die syrische Regie-rung weiter zu schwächen, hat das USA-Finanzministerium ein weite-res Mal seine Wirtschafts-sanktionen gegen Syrien ausgeweitet. Sieben nicht namentlich genannte Institu-tionen und vier Einzelperso-nen wurden auf die Sankti-onsliste gesetzt. Außerdem wurden sieben Frachter be-schlagnahmt. Die Sanktionen sollten den »wirtschaftlichen und finanziellen Druck auf die syrische Regierung intensivieren, ihre Kampagne der Gewalt gegen ihr Volk zu beenden« , lautete die Begründung.

Karin Leukefeld