Ausland05. Januar 2021

Aktionäre segnen Fusion von PSA und FCA ab

Stellantis konkurriert mit Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan um die Weltspitze. Sicherheit der Arbeitsplätze ist ungewiß

Am Montag haben die Aktionärsversammlungen des französischen Opel-Mutterkonzern Peugeot Société Anonyme (PSA) und der Italienisch-US-amerikanischen Fiat Chrysler Automobiles (FCA) mit überwältigender Mehrheit die Fusion ihrer Unternehmen zur neuen Stellantis-Gruppe beschlossen, berichtete die Turiner FCA-Zentrale. Damit entsteht »mit europäischen Wurzeln«, wie betont wird, ein weltweit vierter Auto-Konzern, der zum Konkurrenzkampf mit Volkswagen, Toyota und dem französisch-japanische Renault-Nissan-Konzern um die Weltspitze antreten wird.

Vor der Corona-Krise verkauften Fiat Chrysler und PSA zusammen weltweit rund 8,7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr und erzielten einen Umsatz von 170 Milliarden Euro. Der Konzernname »Stellantis« ist dem lateinischen Wort »Stella« (Stern) entlehnt und soll das Leuchten eines neuen Sterns am Auto-Himmel symbolisieren.
Mitte Dezember hatte die EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die Mega-Fusion gegeben. Wegen der Coronavirus-Pandemie fanden die außerordentlichen Hauptversammlungen per Streaming statt. PSA-Aktionäre bekommen für einen Anteil 1,742 Stellantis-Anteile. Laut »Le Parisien – Aujourd’hui en France« wird die Familie Agnelli über rund 14,4 Prozent verfügen, Familie Peugeot über 7,4 Prozent. Der französische Staat sei über eine Beteiligungsgesellschaft mit 6,1 Prozent vertreten, Etwa zwei Drittel der Anteile seien in Streubesitz.

Das neue Unternehmen wird seinen offiziellen Sitz in den Niederlanden haben. Wie weiter berichtet wurde, sollen die Stellantis-Aktien an der Börse in Mailand, Paris und New York notiert werden. Chef des rund 400.000 Beschäftigte zählenden neuen weltweiten Autobauers wird der Chief Executive Officer (CEO) von PSA, Carlos Tavares, der als »harter Sanierer« gilt. Verwaltungsratspräsident wird Agnelli-Erbe und FCA-Chef John Elkann, der betonte, daß ein Unternehmen mit der Größe, den Ressourcen, der Vielfalt und dem Know-how entstehe, »um erfolgreich die Möglichkeiten einer neuen Ära zu ergreifen«.

Die neue Unternehmensgruppe mit großen Standbeinen in der EU und in Nordamerika wird 14 Marken führen, darunter Opel, Peugeot, Citroën, Chrysler, Jeep, Alfa Romeo, Lancia, Abarth und Dodge. Die Marken sollen auch weiter Bestand haben. Nach der Fusion muß die neue Gruppe – wie die EU zur Bedingung gemacht hat – die bereits bestehende Kooperation zwischen PSA und Toyota nicht nur fortführen, sondern erweitern, wonach PSA für Toyota leichte Nutzfahrzeuge für den Verkauf in der EU fertigen muß. Zum anderen sollen die Reparatur- und Wartungsverträge von PSA und FCA mit ihren Werkstätten geändert werden.

Noch vor der Fusion hat bei der PSA-Tochter Opel im Thüringschen Eisennach der Abbau von Arbeitsplätzen eingesetzt. Die Gewerkschaften haben bisher keine Antwort auf ihre Forderungen nach Sicherung der Arbeitsplätze, Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit und Abfindungen erhalten.

Gerhard Feldbauer

Carlos Tavares (l.), CEO von PSA, und FCA-Chef John Elkann sollen die Führung des neuen Konzerns übernehmen
(Fotos: BILL PUGLIANO, Daniel ROLAND/AFP/dpa)