Wer nicht spurt, wird abserviert
Nach der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich stellt auch Luxemburg seine Entwicklungskooperation mit Mali, Burkina Faso und Niger ein
Obwohl die Sahelstaaten Mali, Burkina Faso und Niger laut dem Human Development Index der UNO zu den zehn ärmsten der Welt zählen, hat Kooperationsminister Xavier Bettel entschieden, die zum Teil seit Jahrzehnten laufende Entwicklungskooperation mit Bamako, Ouagadougou und Niamey einzustellen. Mit den drei aus Militärputschen in den Jahren 2020, 2022 und 2023 hervorgegangenen Regierungen würden keine neuen Programme zur Entwicklungshilfe mehr aufgelegt, die bestehenden lasse man ersatzlos auslaufen. Schon Ende August 2023 hatten die Außenminister der EU-Staaten auf einem informellen Treffen im spanischen Toledo angekündigt, Staatsstreiche in Afrika eindämmen zu wollen.
Die drei westafrikanischen Staaten, die 1960 nur formal unabhängig von der Kolonialmacht Frankreich wurden, haben sich im vergangenen Herbst zu einem neuen antikolonialen Bündnis, der »Alliance des États du Sahel« (AES), zusammengeschlossen und Ende Januar die unter dem Einfluß Frankreichs und der USA stehende regionale Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS verlassen. Bereits auf dem ersten AES-Gipfel im November wurde eine Expertenkommission beauftragt, die Einführung einer gemeinsamen Währung der drei Staaten zu prüfen.
Die in Paris und Washington sowie in den meisten EU-europäischen Hauptstädten mit Argwohn verfolgten antikolonialen Unabhängigkeitsbestrebungen im Sahel bieten den drei unbotmäßigen Ländern trotz der vom Westen eingestellten Entwicklungshilfe und der auf Geheiß des Westens von der ECOWAS verhängten Wirtschaftssanktionen große Entwicklungschancen. So wird Niger sein Erdöl bald erstmals in großem Stil auf den Weltmarkt exportieren können. Über eine rund 2.000 Kilometer lange Pipeline sollen bald 90.000 Barrel (je 159 Liter) pro Tag in den Hafen von Sèmè in Benin gepumpt werden. Große Hoffnungen setzt Niger auch auf das Erdöl, das der staatliche chinesische Ölkonzern CNPC schon seit 2011 bei der Saharaoase Agadem im Osten des Landes fördert. Die Regierung in Niamey erhofft sich Einnahmen aus dem Ölexport, die gut ein Viertel der nigrischen Jahreswirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) ausmachen könnten.
Derweil setzt man in Bamako große Hoffnungen auf die Lithium- und vor allem die Goldvorkommen im Land. Im Jahr 2022 wurden in Mali gut 72,2 Tonnen Gold gefördert. Damit war es Afrikas drittgrößter Goldproduzent nach Ghana und Südafrika. Das Edelmetall trug zu zehn Prozent zum malischen BIP bei, deckte das Staatsbudget zu rund einem Viertel und stand für etwa drei Viertel des Exports. Im November hat die Regierung in Bamako eine Vereinbarung mit der russischen unterzeichnet, die den Bau einer Raffinerie zur Produktion von bis zu 200 Tonnen Gold im Jahr vorsieht.
Burkina Faso, viertgrößter Goldproduzent Afrikas, förderte im Jahr 2022 mehr als 57,6 Tonnen, die 80 Prozent seines Exports (!) und mehr als 14 Prozent seines BIP ergaben. Nigers Goldförderung kam auf 34,5 Tonnen, was 2022 gut die Hälfte seines Exports bedeutete.