Aus den Betrieben25. April 2024

Tarkett plant Abbau von 126 Arbeitsplätzen

Gewerkschaften sprechen von Vertragsbruch und hoffen auf Unterstützung des Arbeitsministeriums

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Das auf Fußböden und Sportbeläge spezialisierte französische Unternehmen Tarkett will an seinem luxemburgischen Standort in Lentzweiler (Gemeinde Wintger) eine komplette Produktionslinie schließen und 126 dann nicht mehr benötigte Arbeiter zum Jahresende entlassen. Das, so der beim OGBL zuständige Zentralsekretär Alain Rolling am Mittwoch gegenüber der »Zeitung«, hätten die Personaldelegation am Dienstag »zwischen Tür und Angel« und die beiden im Unternehmen aktiven Gewerkschaften OGBL und LCGB – ebenfalls am Dienstag – per Anwaltsschreiben erfahren. Er habe sich daraufhin umgehend per E-Mail an die hiesige Direktion gewandt, so Alain Rolling weiter, doch die sei »offenbar abgetaucht«.

Der OGBL, Mehrheitsgewerkschaft bei Tarkett, wirft der Lokaldirektion »Vertragsbruch« vor, weil sie erst vor wenigen Wochen der Verlängerung eines »Plans zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung« (plan de maintien dans l’emploi, PME) mit den Salariatsvertretern und dem Arbeitsministerium zugestimmt habe. Darin heißt es Alain Rolling zufolge, Tarkett bemühe sich, die derzeit noch 562 Arbeitsplätze im Land und »die Kompetenzen möglichst vieler Mitarbeiter« zu erhalten und Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen zu vermeiden.

Entweder, so der OGBL-Zentralsekretär weiter gegenüber der »Zeitung«, habe die lokale Tarkett-Direktion »ein falsches Spiel« mit Personaldelegation, Gewerkschaften und Ministerium gespielt, oder sie sei von der Konzernführung in La Défense bei Paris ebenfalls vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Geplant sei die Auslagerung der 4M-Beschichtungsanlage für Wand- und Bodenbeläge aus LVT (»Luxury Vinyl Tiles«) bis zum Ende dieses Jahres.

Mehr sei »leider nicht bekannt«, erklärte Alain Rolling auf Nachfrage. Nachdem bereits in der vergangenen Woche entsprechende Gerüchte in der Belegschaft kursierten, habe er sich bereits am Freitag per E-Mail an die Lokaldirektion gewandt, doch die habe sich »plötzlich geweigert«, den vom OGBL als Mehrheitsgewerkschaft mandatierten Salariatsvertreter näher zu informieren.

Angesichts des Ernstes der Lage und der Tatsache, daß sich Tarkett offensichtlich auch »vertragsbrüchig« gegenüber dem Arbeitsministerium verhalte, so Alain Rolling, hätten die Gewerkschaften Minister Georges Mischo um eine Dringlichkeitsunterredung gebeten. OGBL und LCGB gingen davon aus, vom Arbeitsministerium in dieser Angelegenheit unterstützt zu werden.

Das vom Anwalt der Gegenseite für den 29. April angefragte erste Treffen zur Aushandlung eines Entlassungen »aus wirtschaftlichen Gründen« enthaltenden »Sozialplans« würden die Salariatsvertreter »jedenfalls nicht wahrnehmen, solange wir nicht mit dem Arbeitsminister sprechen konnten«.

Neben den Produktionsanlagen in Lentzweiler betreibt Tarkett in Luxemburg noch ein Zentrum für Forschung, Entwicklung und Innovation in Wiltz.